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»Nur gemeinsam sind wir stark«

Der Stellenwert von Freiwilligenbörsen steigt stark mit Zunahme alter Menschen

Von Wolfgang Braun
Höxter (WB). »Höxter kann sehr glücklich sein, eine Freiwilligenbörse wie Höxtiviti zu haben«, ist sich Annegret Reich (58) auch angesichts der drohenden Überalterung der Bevölkerung im Kreis Höxter sicher.

Denn vor allem im Bereich der Seniorenarbeit leistet Höxtiviti jetzt schon für viele Menschen, die sich keinen Pflegedienst leisten können, unersetzliche ehrenamtliche Hilfe. Die Bedeutung dieser Dienste wird noch zunehmen.
Annegret Reich ist Vorsitzende der Höxteraner Arbeitsgemeinschaft der Frauenverbände, die die Freiwilligen-Börse Anfang 2005 ins Leben gerufen hatte. Sie ist auch Vorsitzende des dann gegründeten Vereins Höxtiviti und koordiniert den Mitarbeitereinsatz im Höxtiviti-Büro und zu Hause bei den Hilfesuchenden. Mittlerweile gibt es bundesweit schon etwa solcher 400 Ehrenamtlichen-Initiativen.
In ihrer Tätigkeit kann die gelernte Industrie-Kauffrau von Erfahrungen aus ihrem vielfältigen und teilweise jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagement zum Beispiel in der Jugendarbeit, in der Koordination des Mobilen Sozialen Hilfsdienstes Steinheim und Höxter und als Berufsbetreuerin zehren. Ihr Motto: »Nur gemeinsam sind wir stark.«
Im April 2005 nahm diese Vermittlungs- und Koordinierungsstelle in Räumen des Konrad-Beckhaus-Heimes in der Bachstraße ihre Arbeit auf. »Wir bringen die, die ehrenamtlich helfen wollen, mit denen zusammen, die Hilfe in vielen Feldern - wie bei der Alten- und Kinderbetreuung - bitter nötig haben, sie aber nicht finanzieren können«, umreißt Annegret Reich die vielfältigen Aufgaben der Freiwilligenbörse.
Vorwiegend seien es ältere Menschen, denen Höxtiviti Helfer vermittelt, die mit ihnen zum Einkaufen oder zum Gottesdienst fahren, ihnen vorlesen, mit ihnen spazieren gehen, also sie aus ihrer Isolation herausbringen. »Vorraussetzung ist natürlich, dass die Hilfesuchenden wirklich bedürftig sind«, erläutert sie die Grenzen des Engagements. Oft würden sie gefragt, wie sie sicherstellen könnten, dass eine solche Bedürftigkeit garantiert sei. »Wir lassen uns natürlich nicht den Kontoauszug zeigen. Wir führen entsprechende Gespräche und bekommen meist ehrliche Auskünfte«, beschreibt sie das Vorgehen. Und: »Lebenserfahrung und Fingerspitzengefühl helfen da oft weiter.« Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Kinder- und Jugendarbeit, zum Beispiel auch bei der Unterstützung von Kinderferien(s)pass-Aktionen.
Höxtiviti arbeitet derzeit mit dreizehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in den beiden Räumen der Freiwilligenbörse an der Bachstraße zu festen Sprechzeiten präsent sind und - auch am Telefon - Gespräche mit Hilfswilligen und Hilfesuchenden führen. 14 Ehrenamtliche sind im Außendienst tätig. Monatlich ist ein Treffen mit Fallbesprechungen.
»Wir lassen keinen im Regen stehen, auch wenn wir selbst nicht aktiv werden können, weil die Ratsuchenden professionelle Hilfe zahlen können. Wir vermitteln dann Ansprechpartner, wobei wir streng darauf achten bei konkurrierenden Diensten keinen zu bevorzugen, sondern den Klienten eine Auswahl zu ermöglichen«, macht Annegret Reich Mut, bei Notlagen den Kontakt zu Höxtiviti zu suchen. Viele Menschen wüssten gar nicht, wo sie Unterstützung bekommen können. »Manche kommen auch nur, weil sie sich einmal aussprechen möchten«, fügt sie hinzu.
Geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Außendienst werden noch gesucht. Sie sind vom Land NRW haftpflichtversichert. Auch haben sie das Anrecht darauf, sich ein Zertifikat über ihren ehrenamtlichen Einsatz ausstellen zu lassen, um so die beruflichen Vermittlungsschancen zu verbessern. »Gern würde ich auch in Schulen Vorträge über Höxtiviti halten. Junge Menschen sind gern bereit, ehrenamtlich zu arbeiten. Man muss sie nur gezielt ansprechen«, weiß die Vorsitzende Freiwilligenbörse.
(Kontakt für Hilfesuchende und freiwillige Helfer: 05271-9782743).
Das WESTFALEN-BLATT wird in einer Serie in Laufe der nächsten Wochen einige Höxtiviti-Mitarbeiterinnen einzeln vorstellen.
www.hoextiviti.de

Artikel vom 16.10.2006