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Kontakte bauen Vorurteile ab

Preisgekrönte »Jung-trifft-Alt«-Gruppe zieht nach drei Jahren erste Bilanz

Vlotho-Valdorf (krü). Es gibt nichts Gutes, außer man tut es - dieses Motto ist in Valdorf Programm. Dort treffen sich seit drei Jahren Bewohner des Simeonsstiftes und Besucher des Evangelischen Kinder- und Jugendzentrums (EKJZ) zu gemeinsamen Unternehmungen. Ein mittlerweile preisgekröntes Projekt, das zum Nachahmen einlädt.

Das erste Wiedersehen der Jung-trifft-Alt-Gruppe in diesem Herbst stand ganz im Zeichen der Mitte September erfolgten Auszeichnung. Der Kreisjugendring hatte den Hauptgewinn seines von der »Aktion Mensch« unterstützen Wettbewerbs »Ich und die anderen - Gemeinsam im Kreis Herford« an das Vlothoer Projekt vergeben - 500 Euro, mit denen nun neue Pläne verwirklicht werden können. Aus der anfänglichen Idee, die Generationen zusammen zu bringen ist eine Erfolgsgeschichte geworden, die auf jeden Fall weitergeführt werden soll.
Unter der Leitung von Sylke Cremer (EKJZ) und Andrea Bartels-Banke (Simeonsstift) treffen sich Kinder, Jugendliche und alte Menschen etwa achtmal im Jahr zu den verschiedensten Anlässen. So nehmen die Senioren an den Abschlussvorstellungen der Kinder-Zirkusprojekte im EKJZ teil, besuchten das Internet-Café und das Schulhoffest des Valdorfer Spielmobils. Umgekehrt kommen die Jungen ins Altenheim, lernen etwas vom Alltag der Bewohner kennen und unternehmen etwas mit ihnen. Jede Generation darf Programmwünsche einbringen.
»Die Jugendlichen setzen sich in Vorbereitungstreffen mit der Situation der Bewohner auseinander. Sie lernen, worauf sie im Umgang mit alten Menschen achten müssen - zum Beispiel dass für diese Körperkontakt wichtig ist«, erklären die Projektleiterinnen.
Drei Jahre nach Gründung der Jung-trifft-Alt-Aktion haben Andrea Bartels-Banke und Sylke Cremer die Beteiligten nach ihren Erfahrungen befragt. Das Ergebnis ist ermutigend:
Die Kinder und Jugendlichen haben ihre Vorurteile, wonach alte Leute »total langweilig« sind und den »ganzen Tag nur im Zimmer sitzen«, revidiert. Sie haben erlebt, »dass alte Menschen ziemlich nett« sein können. »Manche können sich nicht mehr viel bewegen, aber freuen können sie sich noch«, stellte ein Schülerin fest.
Die 80- bis 94-Jährigen ihrerseits schätzen neben den Gesprächen die Lebendigkeit und Unbefangenheit, mit denen die Jugendlichen ihnen begegnen. Und natürlich die Abwechslung, die durch die Treffen und Veranstaltungen in ihren Alltag kommt.
Der Versuch, Besucher des EKJZ und Simeonsstift-Bewohner in Kontakt zu bringen, ist nach Überzeugung aller Beteiligten rundherum gelungen. Bester Beweis: Lieselotte Hilsmann (94) macht von Anfang mit und versäumt keines der Treffen.

Artikel vom 14.10.2006