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Torwart-Tausch zeichnet sich ab

SCW hat nun alle Möglichkeiten

Wiedenbrück (dh). Während sich seine Mannschaftskameraden noch mit anwesenden Familienangehörigen oder engen Freunden über die ereignisreichen 90 Minuten austauschten, war Kamil Orhan bereits in die Kabine geeilt. Dabei hätte der 22-Jährige allen Grund gehabt, jedem der 782 Zuschauer am Jahnplatz persönlich mitzuteilen, wie sehr ihn sein "Dreierpack" beim 6:1-Triumph des SC Wiedenbrück 2000 über den SV Enger-Westerenger gefreut hat.

Als sich der quirlige Stürmer wieder blicken ließ, gab sich Orhan gegenüber dem Fragesteller wohltuend bescheiden, bedankte sich artig für die hervorragenden »Assists« von Romuald Powroslo sowie Alexander Schiller zu seinen drei Treffern und bekannte, dass das Frühstücksbrötchen am Samstagmorgen beim Betrachten der Verbandsliga-Tabelle wohl noch ein bisschen besser schmecken würde als sonst.
»Die Kameradschaft hier ist echt super. Es läuft für mich in Wiedenbrück sehr gut«, sagte Orhan nicht ohne eine gewisse Genugtuung. Denn den Neuzugang vom Bezirksligisten SW Marienfeld hatte vor der Saison angesichts der hochkarätigen Konkurrenz im SCW-Angriff niemand so richtig auf der Rechnung. Pierre Nguindjell, Mihajlo Rakic, Dennis Kramer - sie alle schnürten bereits in der Oberliga die Schuhe. Doch »gesetzt« scheint im Moment nur ein Wiedenbrücker Stürmer zu sein: Kamil Orhan, dem drei Tore in einem Spiel offenbar des öfteren gelingen. Allein in der vergangenen Saison in Marienfeld schaffte Orhan dieses Kunststück gleich zweimal.
Ein Treffer verwehrt blieb am Freitagabend hingegen Alexander Schiller, der in der 72. Minute aus elf Metern scheiterte. Eigentlich ist beim SCW Romuald Powroslo für die Ausführung der Strafstöße zuständig. Doch Schiller stand näher am »Punkt« und schnappte sich das Leder. »Ich wollte von außen auch nicht eingreifen und dachte mir: Alex war so lange verletzt, da tut ihm ein verwandelter Elfmeter sicher gut. Dumm, dass es nicht geklappt hat. Aber es tat uns wenigstens nicht weh«, konnte SCW-Coach Jürgen Gessat den Fehlschuss verschmerzen, der sich besonders von der Reaktion nach dem 0:1-Rückstand angetan zeigte: »Die Mannschaft ist auch nach dem Rückstand nicht hektisch geworden sondern hat den Druck kontinuierlich erhöht. Das war ein ganz positiver Aspekt.«
Im Hinblick auf die kommenden Aufgaben wird der sonst eher zurückhaltende Gessat beinahe schon euphorisch: »Wir haben uns nun eine gute Ausgangsposition erarbeitet und wissen, dass wir in der Verbandsligaspitze mithalten können. Nun gilt es, Konstanz in unsere Leistungen zu bringen und sich bis zur Winterpause wenig Schwächen zu erlauben.« Von den Topteams trifft der SCW in den verbleibenden sechs Partien bis zum Hinserienende nur noch auf Stadtlohn sowie Paderborn II - und beide müssen am Jahnplatz antreten. Dem SC Wiedenbrück winkt also langfristig ein Platz an der Sonne.
Der könnte für Daniel Bremehr indes recht grau werden. Denn nach seinem Patzer in Davensberg zum 0:1 machte der SCW-Schlussmann auch beim 0:1 gegen den SVEW eine unglückliche Figur und sah zudem bei zwei Gästechancen im zweiten Abschnitt nicht gut aus - zum Glück entstand daraus kein weiterer Schaden. Auf der Tribüne jedenfalls mehrten sich bereits die Stimmen, die einen Torwarttausch hin zu Marc Kespohl schon im kommenden Auswärtsspiel beim Lüner SV für erwägenswert halten.

Artikel vom 16.10.2006