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Genesung und Zuversicht

Ausstellung im Waldkrankenhaus stößt auf Interesse

Versmold/Bad Rothenfelde (GG). Begleitet von einem riesigen Besucherinteresse ist am Sonntag Ê im Campotel in Bad Rothenfelde die Ausstellung über das ehemalige Waldkrankenhaus eröffnet worden.

Für viele Besucher war es eine Reise in die Vergangenheit. So hoben ChristophÊ Emken als Geschäftsführer des Campotels, Klaus Rehkämper als Bürgermeister von Bad Rothenfelde, der Chirurg am Krankenhaus St. Raphael in Ostercappeln, Dr. Ludger Hillejan, sowie die beiden Historiker Dr. Rolf Westheider und Dr. Richard Sautmann nicht nur die strenge, aber stets mütterliche Fürsorge der Katharinenschwestern hervor. Sie berichteten auch von den heimlichen »Stars« des im Sommer 1944 in Heidland Strang errichteten Waldkrankenhauses, den Eichhörnchen.
»Im Waldkrankenhaus erlebten die Patienten die Einheit von Mensch und Natur. In den Sommermonaten waren die Fenster weit geöffnet, man konnte die Vögel singen hören«, erinnerte sich beispielsweise Dr. Ludger Hillejan, der seine Kindheit in unmittelbarer Nähe des Waldkrankenhauses verbracht hatte. »Vielen bekannt sind auch die Geschichten von den räuberischen Eichhörnchen, die von den Patienten angelockt bis auf die Nachttische sprangen und sich füttern ließen.« Für Kinder sei diese »wunderschöne Zeit« auch mit den Ordensschwestern verbunden gewesen, »die uns zu gern auf ihren Schoß genommen, mit uns gespielt und manchmal auch getröstet haben.« Als ein »wichtiges Stück Geschichte in Bad Rothenfelde« zwischen 1944 und 1966 bezeichnete auch Klaus Rehkämper die Klinik.
Das Waldkrankenhaus wurde im Zweiten Weltkrieg gebaut. Es sollteÊfür Patienten der von Bomben zerstörten Städte Bielefeld, Osnabrück und Münster dienen. Die Betreuung hatten zu Anfang vier Thuiner Schwestern, von 1945 an der Orden der Katharinenschwestern.
ÊDr. Richard Sautmann ließ es sich nicht nehmen, auch Kritisches zur heutigen Krankenhaus-Situation zu sagen. Ärzteflucht, Streiks für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld, der Kampf um die Existenz vor allem bei den Akutkrankenhäusern und der Landarztpraxen sind an der Tagesordnung. Und was mache die Politik? Sie streike vor der Aufgabe, die medizinische Versorgung ausreichend zu organisieren. »Keine Spur von Genesung, kein Platz für Lebensfreude«, so Dr. Sautmann.

Artikel vom 16.10.2006