16.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eltern als Erzieher stärken:
das Jugendamt geht neue Wege

Sozialarbeiter begleiten Familien - Kooperation mit St. Johannisstift

Paderborn (WV). Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu helfen, ist das Ziel einer Kooperation des Jugendamtes der Stadt und der Kinder- und Jugendhilfe St. Johannisstift Paderborn. Die Eltern sollen dabei durch das so genannte Triangel-Konzept aktiviert werden.
Ziel ist es, die erzieherische Kompetenz der Eltern zu fördern und sie dazu zu befähigen, Probleme mit ihren Kindern selbstständig zu lösen: Die erzieherische Zuständigkeit verbleibt bei ihnen. »Voraussetzung für die Umsetzung dieses Konzepts ist das Grundverständnis, dass Eltern Veränderungen bei sich selbst und im Umgang mit ihren Kindern selbst am besten verwirklichen können«, erklärt Hans-Eberhard Cadenbach, Leiter der Therapeutischen Jugendhilfe St. Johannisstift.
Wenn es Probleme bei der Erziehung der Kinder gibt, haben die Eltern ein gesetzlich verankertes Recht auf Unterstützung durch die öffentliche Jugendhilfe. Und auch Kinder dürfen selbstständig Hilfe in Notsituationen einfordern. Wenden sich Eltern, Kinder oder Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen an das Jugendamt, wird dort überprüft, welche Hilfe sinnvoll sein könnte und ob beispielsweise das Triangel-Modell infrage kommt: In dem Fall kommt die Kooperation mit der Kinder- und Jugendhilfe St. Johannisstift zum Einsatz, deren Mitarbeiter speziell geschult sind.
Nach dem Triangel-Modell erfolgt die Arbeit in den Familien in drei Schritten: Zunächst müssen sich die Eltern ihrer eigenen inneren Haltung bewusst werden und erkennen, wie sie diese verändern können, um Probleme mit ihren Kindern zu lösen. Wenn die Bereitschaft zu Veränderung besteht, werden in einem zweiten Schritt mögliche Ziele und Wege zur Umsetzung benannt. Zum Schluss können ganz konkrete Schwierigkeiten (»Was kann ich tun, damit mein Kind mir gegenüber Respekt zeigt?« oder »Was kann ich tun, damit mein Kind aufsteht und zur Schule geht?«) thematisiert und geeignete Erziehungsmaßnahmen zunächst in Form von Rollenspielen geübt, bevor sie in der Familie angewendet werden.
Ein Mitarbeiter des Triangel-Projekts steht den Eltern bei der Umsetzung in der Familie beratend zur Seite (Coaching), greift aber nicht direkt in die Handlung zwischen Eltern und Kind ein. »Der Helfer selbst bewirkt nicht mehr die Veränderungen, sondern ist quasi ein Katalysator«, der die Veränderungen ermöglicht und begleitet«, beschreibt Cadenbach die Aufgabe der Jugendhilfe. Zusätzlich besteht die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Eltern.
Weitere Informationen erhalten Interessierte beim Jugendamt der Stadt Paderborn (Tel. 05251/88- 16 35) oder bei der Leitung der Therapeutischen Jugendhilfe St. Johannisstift (Tel. 05251/205615).

Artikel vom 16.10.2006