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Rauchzeichensaison erlebt ersten Knaller

Comedian Christof Sieber heißer Aspirant für Bünder Zigarre


Bünde (jp). Der Kabarettnachwuchs pöbelt politisch up to date. Diesen Eindruck hinterließen am Samstag Christof Sieber und Florian Schröder, die sich im Bünder Universum im Rauchzeichen-Duell begegneten. Beide lieferten erfrischende Brüller.
Besonders Christof Sieber zeigte Fingerspitzengefühl und bewies echte Comedy-Klasse. In Zeiten, in denen es so eigentlich nicht mehr viel zu lachen gibt - Gründe hierfür sind Volksverblödung durch übermäßigen Medienkonsum und Politiker, die trotz etlicher Sprachkurse nur noch gelispelte Halbsätze hervorbringen - lieferte Sieber so eine ganz andere Betrachtungsweise dieser Dinge, die eigentlich zum Weinen sind.
Die Standortanalyse »D« hatte Sieber schnell abgeschlossen. Im Vvergleich zu China gebe es so vor allem ein Manko: »Die Mauer in China steht noch«. In einer Zeit, in der »mehr Geld in die Forschung von Viagra als in die von Alzheimermedikamenten gesteckt wird«, wundert sich Siebert nur über wenige Dinge. Mit seiner Karriere hat er schon abgeschlossen. »Nur noch 9142 Tage bis zur Rente. Dann gibt es gar nichts mehr, und zumindest das ist gesichert«.
Ausbildung, Comedian, Rente - das ist nicht der typische Weg. Vielmehr »werden zunächst 52 Fachsemester an einer Elite-Uni in Karlsruhe oder München absolviert, im Anschluss noch zwei Jahre Taxifahren, bis dann das gesegnete Rentenalter erreicht ist.« Rentner gibt es laut Siebert zu viele. Und es rückt überhaupt nichts Neues nach. Nur noch Gestalten, die allen Anschein nach schon in Hosen geboren wurden, in denen »wir früher zu dritt übernachten konnten«. Christof Siebert brauchte für seine Gags keinen langen Aufbau, die Lacher produzierte er wie vom Fließband: Ursula von der Leyen, die das Rentenproblem im Alleingang löst, eine Eva Hermann, die nicht vor, sondern hinter den Herd gehöre, oder auch geniale Wortneuschöpfungen wie »Tagesabschnittsgefährte« waren es, mit denen Sieber am Samstag für Wirbel sorgten.
Um es vorweg zu nehmen: Florian Schröder war zwar nett anzuhören, brachte aber nicht viel Neues. Zwar lieferte Schröder reichlich gute Ansätze, zu sehr erschien er aber als »Comedian von der Stange«. Ganz individuell kam hingegen Christof Sieber rüber. Bisher ist Sieber wohl der heißeste Aspirant für die Bünder Zigarre.

Artikel vom 17.10.2006