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Fürtges »versteht« Pferde-Sprache

Anreppener löst Probleme liebevoll und geduldig - Seminare in Planung

Von Jacqueline Esch
Anreppen (WV). An der Leine zerren ist tabu, die Stimme wird kaum gehoben und auch die Gerte bleibt im Schrank. Wichtig sind Geduld und Ruhe. Auf einen liebevollen Umgang mit Pferden legt Jörg Fürtges (37) besonderen Wert: »Denn so lernen sie nicht nur besser - auch das Vertrauen zum Reiter wächst immer mehr«.

Der Anreppener ist ein so genannter »Pferdisch Coach«.
Was das ist?
Jörg Fürtges arbeitet nach dem »Pferdisch Prinzip« mit seinen Tieren. Er versetzt sich quasi in die Pferde hinein, er versucht, sie zu verstehen und so die Ursache für eventuellen Ungehorsam herauszufinden und zu beheben. Mit kleinsten Impulsen wie etwa einem sachten Ziehen am Seil kann er seine Tiere lenken. Ganz sanft eben.
»Kommen Menschen zu mir, die Probleme mit ihren Vierbeinern haben, fange ich erst einmal mit Bodenarbeit an«, erzählt Fürtges. So könne man sich am besten einen Überblick vom Besitzer-Tier-Verhältnis verschaffen. »Der häufigste Grund, warum die Tiere nicht mehr hören und bocken, ist ein gestörtes Respekt- oder Vertrauensverhältnis zum Reiter«, erklärt Fürtges weiter.
Oftmals seien es die ganz kleinen Dinge, auf die man Acht geben sollte. So darf das Pferd zum Beispiel nicht am Besitzer herumknabbern oder ihn wegdrängen. Wendet das Tier dem Reiter am Boden desinteressiert den Hintern zu, wenn der verzweifelt versucht, es zu irgendwelchen Übungen zu überreden, sei das schon ein deutliches Anzeichen für Probleme in der Mensch-Tier-Beziehung. Hier gibt der »Pferdisch Coach« dem Besitzer Ratschläge und einige Übungen mit auf den Weg, die regelmäßig trainiert werden sollten. Klappt es zwischen Pferd und Mensch dann nach einiger Zeit auf dem Boden, dann kann man einen Schritt weiter gehen und sich in den Sattel setzen.
Die Methode des sanften Lehrens hat Fürtges in Warendorf bei Friedhelm und Dr. Christine Pohl einstudiert. Zuvor habe er sichzwar um die drei Islandpferde seiner Frau Susanne Cösters-Fürtges (33), gelernte Reitpädagogin, gekümmert, war jedoch nie auf den Gedanken gekommen, sich intensiv mit ihnen zu beschäftigen. Als er in Münster die beiden Entwickler des »Pferdisch Prinzips« in Aktion sah, wollte er es unbedingt erlernen. Hauptberuflich ist er Diplom-Ingenieur. Als »Pferdisch-Coach« ist er seit vergangenem Jahr in seiner Freizeit tätig. Die Arbeit mit den Pferden begeistert den 37-Jährigen immer mehr. In Zukunft ist schon ein Bodenarbeit-Seminare geplant.
Wie viel Verständnis Fürtges für die temperamentvollen Vierbeiner aufbringt, wird auch darin deutlich, dass der »Pferdisch Coach« Hausbesuche macht. Eine stressige Autofahrt und eine ungewohnte Umgebung wird den Tieren erspart. »Man muss eben lernen, richtig auf das Pferd einzugehen«, so Fürtges. »Ich habe viel über ihr Verhalten und ihren Umgang miteinander gelernt und würde das Wissen gerne weiter geben.«

Artikel vom 19.10.2006