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Zoll hebt Schmugglerbande in
der alten Sargfabrik Alfen aus

Drei Haftbefehle - Steuerschaden liegt bei drei Millionen Euro

Von Karl Pickhardt Text)
und Mario Berger (Foto)
Borchen/Bad Lippspringe/Delbrück (WV). Zollfahnder haben in Alfen eine ehemalige Sargfabrik gestürmt und 1,2 Millionen unversteuerte Zigaretten beschlagnahmt. Gegen ein Ehepaar aus Bad Lippspringe und einen Mann aus Delbrück ergingen Haftbefehle.

Seit Wochen hatte die Zollfahndung in Alfen auf der Lauer gelegen, um jetzt zuzuschlagen und die Schmugglerbande aufzuheben. Zwei offenbar ahnungslose Lkw-Fahrer aus Litauen brachten in dieser Woche mit zwei Lastwagen die Schmugglerware zur einstigen Sargfabrik, in der mehrere Mieter Gewerbeflächen gepachtet haben. Die Fahrer glaubten, sie beförderten eine Glas-Lieferung und ahnten nicht, dass sie eine heiße Ware an Bord hatten.
Das allerdings wusste die Zollfahndung, die schon seit geraumer Zeit die Sargfabrik im Auge hatte. »Seit April sind mindestens 35 Lkw-Lieferungen aus Litauen mit geschmuggelten Zigaretten nach Alfen gebracht worden«, bestätigte am Freitag Hans-Jürgen Schmidt vom Zollfahndungsamt Frankfurt. Die kleinste Lieferung umfasste 750 000, die größte jetzt 1,2 Millionen unversteuerte Zigaretten. Schmidt: »Wir haben uns eine Weile das Spielchen angeschaut und jetzt zugegriffen«. Als 13 Zollbeamte aus Kassel und vier Beamte der Mobilen Kontrollgruppe aus Anröchte vom Hauptzollamt Bielefeld jetzt zuschlugen, erwischten sie einen 45-jährigen Mann aus Bad Lippspringe und einen 48-Jährigen aus Delbrück auf frischer Tat. Sie wollten gerade die Lieferung annehmen. Wenig später klickten auch bei der 40 Jahre alten Ehefrau des Bad Lippspringers daheim die Handschellen. Alle drei Personen, die in Kasachstan geboren sind, wurden dem Haftrichter in Paderborn vorgeführt, der Haftbefehl erließ. Die beiden Lkw-Fahrer bleiben auf freiem Fuß. Sie wussten nicht, dass sie Schmuggelware transportiert hatten.
Bei der Stürmung des ehemaligen Sarglagers in Alfen wurden neben den 1,2 Millionen Zigaretten auch 4500 Euro Bargeld, zwei Pkw und ein Anhänger festgestellt. Die Schmuggler, so Hans-Jürgen Schmidt, hätten mit ihren 35 Lieferungen einen Gesamtsteuerschaden von drei Millionen Euro angerichtet.
Die Zigaretten der Marke »L&M« blieben nach Angaben des Zollfahndungsamtes Frankfurt immer nur sehr kurze Zeit in Alfen und wurden zügig an Abnehmer in den Räumen Paderborn und Gütersloh verkauft. »Die wollten lange und riskante Lagerbestände vermeiden«, so Hans-Jürgen Schmidt in Frankfurt.

Artikel vom 14.10.2006