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Erzieher und
Eltern in Sorge

Diskussion um Kindergartengesetz

Delbrück (kro). Auf unerwartet großes Interesse stieß am Donnerstagabend die Veranstaltung von CDU-Landtagsabgeordneten zum Thema »Wie geht es weiter mit unseren Kindergärten«. Knapp 200 Eltern, Erzieher und Interessierte begrüßten die einmalige Gelegenheit, den zuständigen Politikern noch vor Gesetzesänderung Fragen, Wünsche und Sorgen mit auf den Weg zu geben. Das Misstrauen der Anwesenden gegenüber kommenden Veränderungen indes konnte bis zum Ende der zweistündigen, hitzigen Diskussion nicht ausgeräumt werden.

Nicht alles Wünschenswerte sei realisierbar, auch wenn es bei der Reform des Kindergartengesetzes nicht um neue Einsparungen gehe, so die Referentin Andrea Milz. Vielmehr gelte es, die Kinderbetreuung und frühkindliche Erziehung von Grund auf zu verbessern: Das musste Milz als Vorsitzende des Ausschusses für Generationen, Familie und Integration den verunsicherten Zuhörern im »Waldkrug« gleich mehrmals versichern.
Die Fachfrau aus Königswinter erläuterte zunächst einmal die Punkte, die nach Ansichten ihrer Partei unbedingt im neuen Gesetz verankert werden sollten. Die Schlagworte waren Familienzentren, Tagespflege, Sprachförderung sowie Betreuung der unter Drei- und unter Zweijährigen.
Danach luden Gastgeberin Maria Westerhorstmann und ihre sechs Kollegen aus Ostwestfalen-Lippe die Anwesenden ein, ihre Ideen und Hinweise einzubringen. Zu Wort meldete sich dabei etwa die vierfache Mutter, die beim Jugendamt um Hilfe gebeten hat, aber keine Unterstützung erhielt unter der Begründung, dass ihr Nachwuchs ja nicht verwahrlost sei. Die langjährige Leiterin eines Kindergartens in Schloß Holte mit ihren 300 Überstunden entrüstete sich, dass ihr gerade einmal zwei Euro für pädagogische Arbeit und 1,75 Euro für Getränke pro Kind und Monat zur Verfügung stehen.
Andere Diskussionsteilnehmer sorgten sich über die Gerechtigkeit der Elternbeiträge und den Bestand der großen altersgemischten Gruppen oder befürchteten gar, dass zugunsten der Einrichtung neuer Gruppen für unter Dreijährige andere Angebote gestrichen werden müssen. Zweifel gab es zudem am erwarteten Zuspruch auf die geplanten Familienzentren sowie dem Vorhaben, zukünftig alle Vierjährigen von Grundschullehrern auf Sprachdefizite überprüfen zu lassen.
Milz ihrerseits versicherte, dass in dem gerade angelaufenen, moderierten Prozess zwischen dem Ministerium und seinen Partnern bei den Trägern, in den kommunalen Spitzenverbänden oder im Landeselternrat zunächst einmal jeder Vorschlag besprochen werde. Bedenkenswert fanden die Referentin und ihre Abgeordnetenkollegen im Übrigen die Idee von einwöchigen Kindergarten-Praktika für all diejenigen Politiker, die immer meinen, dass für eine bessere Betreuung des Nachwuchses im Landeshaushalt kein Geld mehr locker gemacht werden könne.
Ansonsten ging die Ausschussvorsitzende davon aus, dass auf Dauer etliche Kinderhorte zugunsten des Ausbaus neuer Betreuungsangebote an den Schulen schließen müssen. Bei der Festsetzung der Elternbeiträge mochte sie auch künftig die Kommunen in die Pflicht nehmen.

Artikel vom 14.10.2006