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Auch zweite Garnitur fast erstklassig

Handball-»B-Mannschaften« von Deutschland und Holland begeisterten Verler Fans

Von Uwe Caspar
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Volle »Hütte«, erstklassiger Sport und ein restlos zufriedener Veranstalter. »Das war wirklich flotter Handball«, jubilierte TV Verls Abteilungsleiter Andreas Guntermann schon lange vor dem Abpfiff des Frauen-Länderspieltests. Einen Tag nach dem Sieg in Hamm (28:23) gewann das deutsche Team auch das zweite Duell gegen Holland - diesmal etwas knapper mit 28:27 (15:12).

»Hut ab vor diesen Leistungen«, schnalzte Guntermann mit der Zunge. Besonders Anna Loerper hatte es dem TVV-Handballboss angetan. »Stark in der Defensive, ein gutes Auge und auch torgefährlich«, zeigte sich »Gunnar« von der blonden Leverkusenerin stark beeindruckt.
Obwohl beim »Debütanten-Ball« - Bundestrainer Armin Emrich testete bei beiden Vergleichen gleich fünf neue Nachwuchsspielerinnen - zahlreiche Stammkräfte fehlten und auch Holland längst nicht komplett antrat, sahen die rund 850 Zuschauer eine kurzweilige Partie. »Angesichts der Tatsache, dass sich heute eher zwei B-Mannschaften gegenüber standen, war das schon okay. Man hat etliche schöne Spielzüge gesehen«, urteilte Andreas Althoff, der Teammanager der TVV-Frauen.
Glänzende Augen bekam am Samstagnachmittag auch ein Verler Aktiver. »Eine sehr dynamische und temporeiche Begegnung, beide haben 60 Minuten super agiert. Der Ball ist ja förmlich durch die Reihen geflogen«, outete sich »Jazy« als bekennender Fan des Frauen-Handballs. »Die Mädchen gehen viel fairer zur Sache als wir. Es macht richtig Spaß, ihnen zuzusehen, auch wenn sie ihre Tore kaum aus der zweiten Reihe erzielen«, applaudierte der Kroate. Und wie würde wohl seine eigene Vebandsliga-Mannschaft gegen die deutschen Ladys abschneiden? »Ich denke, dass wir mit 10 Treffern Vorsprung gewännen. Aber nur aufgrund unser körperlichen Vorteile«, verglich Gojacic.
Schade nur, dass sich vorgestern die Stimmung in der mit Werbebanden gespickten Sporthalle (allerdings nur mit Partnern des Deutschen Handball-Bundes) in Grenzen hielt, obwohl sich Hallensprecher Mario Lüke (»Voice of Verl«) allergrößte Mühe gab. Doch der Funke wollte nicht so recht überspringen. »Ich bin etwas enttäuscht. Am Freitag in Hamm war viel mehr los auf der Tribüne«, hätte sich auch die Blomberger Torhüterin Natalie Hagel bei ihrer Nationalmannschafts-Premiere mehr Spektakel auf den Rängen gewünscht. Armin Emrich gab sich dagegen - wie immer - diplomatisch. »Auch hier war's doch prima. Stimmungseindrücke sind meistens gefühlte«, schmunzelte der hagere Coach.
»Es gibt keine perfekte Veranstaltung - man kann es immer besser machen«, federte Andreas Althoff jegliche Kritik gelassen ab, wenngleich auch er einräumte, dass beim Vierländer-Turnier der Frauen vor zwei Jahren die Stimmung besser gewesen sei.
Was soll's, die Verler freuen sich schon auf ihre nächste Herausforderung. »Das war bereits unser drittes internationales Highlight - wir möchten auch im nächsten Jahr den Fans ein Schmankerl präsentieren«, hofft Guntermann auf einen weiteren Länderspiel-Zuschlag. Ohne Sponsoren scheint das freilich undenkbar, denn für das jüngste Event soll der DHB die recht happige Garantiesumme von 5000 Euro verlangt haben. Da können es sich die Verbands-Funktionäre doch locker leisten, für zwei relativ bedeutungslose Testspiele ein Schiedsrichter-Gespann aus dem fernen Israel einfließen zu lassen ...

Artikel vom 16.10.2006