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Tiefpunkt Tribüne?

SC Paderborn 07: Brinkmann vor dem Absturz

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Im Sport kann es schnell steil nach oben gehen, aber genauso rasch wieder nach unten. Als vermeintlicher Stammspieler in die Saison gestartet, muss sich Daniel Brinkmann vom Zweitligisten SC Paderborn 07 zurzeit maximal mit Kurzeinsätzen begnügen. Im Heimspiel am Sonntag gegen Aufsteiger TuS Koblenz droht dem 20-Jährigen sogar die Versetzung von der Ersatzbank auf die Tribüne.

Es wäre der Tiefpunkt oben auf den Rängen und der vorläufige Höhepunkt seiner Talfahrt. »Es gibt sieben Kandidaten, einen wird es treffen und es wird jemand sein, der nicht damit rechnet«, sagte Trainer Roland Seitz am Freitag über den Ausgemusterten, den er namentlich nicht nannte. Seine Entscheidung sei gefallen, nach dem Abschlusstraining am heutigen Samstag werde er den betreffenden Spieler informieren.
Brinkmann wäre der Zweite, den die Nicht-Berücksichtigung im 18er-Kader aus heiterem Himmel treffen würde. So wie Markus Krösche vor vier Wochen gegen Offenbach, ausgerechnet an dessen 26. Geburtstag. Damals sprach Seitz von rein taktischen Gründen, bei Brinkmann wäre es eher eine disziplinarische Maßnahme. »Daniel trainiert seit fünf Wochen gleich«, sagt Seitz. In diesem Fall hat diese Aussage einen negativen Beigeschmack, denn der Coach fügt hinzu: »Er lässt sich zwar nicht hängen und ist ohne Zweifel ein Riesentalent mit großem Potenzial, aber ich vermisse bei ihm das totale Engagement. Er zeigt mir nicht, dass er mit aller Macht zurück in die Mannschaft will.«
Das sind klare Worte und Seitz wird noch deutlicher: »Dem einen oder anderen schadet es nicht, wenn er mal einen Denkzettel bekommt.« Das klingt eiskalt, doch im Profifußball ist laut Seitz kein Platz für Gefühle: »Wenn ich dreimal verliere und gefeuert werde, haben die Spieler auch keine Schmerzen. Daher muss ich nicht jedem erklären, warum er nicht spielt und was er besser machen müsste. Das soll nicht arrogant wirken, so ist das Geschäft.«
Brinkmann würde es dennoch hart treffen. Er war der Aufsteiger der Vorsaison, schaffte unter Ex-Trainer Jos Luhukay mit 27 Einsätzen den Durchbruch. Auch unter Interimscoach Markus Gellhaus war der Lipper zum Serienauftakt in Braunschweig, gegen Augsburg und in Kaiserslautern erste Wahl, stand 257 von 270 Minuten auf dem Platz. Unter Seitz gehörte Brinkmann nur noch beim DFB-Pokal in Magdeburg zur Anfangself, wurde nach 61 Minuten ausgewechselt. Gegen Offenbach und Jena reichte es danach insgesamt zu gerade einmal zwölf Minuten, gegen Köln blieb er ganz draußen.
Luhukay war von Brinkmann total überzeugt. »Daniel hat sich den Platz in der Mannschaft erzwungen und kann eine feste Größe werden«, so der Holländer in der Vorbereitung. Diesen Nachweis muss der Mittelfeld-Allrounder unter Seitz erst noch liefern.

Artikel vom 14.10.2006