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Blick ins Innere von Büchern

Ursula Pütz setzt historische Folianten mit der Kamera gekonnt in Szene

Von Viktoria Fischer (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Von längst vergessenen Zeiten erzählen die großformatigen Fotografien von Ursula Pütz, die in der Eingangshalle und im Treppenaufgang der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek ausgestellt sind.

Die kunstvoll abgebildeten Gegenstände sind alte, verstaubte und an den Rändern ausgefranste Bücher aus dem 17. Jahrhundert. Gedämpfte Rot-, Braun- und Blautöne von insgesamt 21 Farbfotografien verströmen eine einzigartige und geheimnisvolle Atmosphäre, die durch die Ruhe der Bibliothek noch intensiviert wird. »Neue Ästhetik zu schaffen und Verborgenes ans Licht zu bringen steht im Vordergrund meiner Werke«, erklärt die Fotografin Ursula Pütz. Vor allem ihr Blick fürs Detail lässt die Oberflächenstrukturen und Gebrauchsspuren der Bücher in einem anderen, faszinierenden Licht erscheinen. »Auch die aufgeplatzten Buchrücken auf meinen Fotografien haben etwas Symbolisches, sie geben den Blick auf das Innere des Buches frei und spiegeln eine besondere Geschichte wider«, so Pütz über die Bedeutung der alten Bücher.
Die Fotografin geht sehr nah an die Gegenstände, die ihr Interesse wecken, heran. Sie wählt aus dem großen Ganzen nur einen streng begrenzten Ausschnitt, den sie dann so stark zum Bild vergrößert, dass der gesehene Gegenstand kaum noch dem Vergleich mit der Realität standhält. Deutlich wird diese Diskrepanz bei drei Fotografien, die zusammen mit den abgebildeten Büchern in einer Vitrine ausgestellt sind.
Die besondere Vorliebe für Oberflächenstrukturen und die Leidenschaft fürs Detail eignete sich Pütz während ihres Studiums in Münster an, als sie nebenbei als Restauratorin arbeitete. Mit ihrer Ausstellung möchte die 51-Jährige den Blick der Besucher auf die Ästhetik der Bücher lenken. »Die Menschen kommen hierhin, um nach Informationen in den Büchern zu suchen, so haben sie nun die Möglichkeit, diese von einer anderen Perspektive zu begutachten«, meint Pütz.
Zu besichtigen sind die Fotografien montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr.

Artikel vom 16.10.2006