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Ein Bilderrätsel
aus Buchstaben

Birgit Kannengießer im Kunstverein

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Der Ausruf »So!« duldet eigentlich keinen Widerspruch. Bei Birgit Kannengießer darf er aber als Aufforderung verstanden werden, durchaus eigene Gedanken zu formulieren.

Die 41-jährige Künstlerin aus Osnabrück ist jetzt mit einer Auswahl ihrer Objekte und Grafiken zu Gast im Paderborner Kunstverein. Die Ausstellung wird am kommenden Mittwoch, 18. Oktober, um 19 Uhr im Adam-und-Eva-Haus eröffnet. Zur Einführung spricht ihre Künstler-Kollegin Elisabeth Lumme.
Zum Aufbau ihrer Werkschau war Kannengießer gestern bereits vor Ort. Gut vierzig Arbeit überwiegend aus jüngerer Zeit hat die studierte Grafikdesignerin mit an die Pader gebracht. Besucher der Ausstellung dürfen sich auf reizvolle Unikate und überraschende Entdeckungen freuen.
Ihr hauptsächlicher Werkstoff ist Linoleum. Der heute allmählich aus der Mode gekommene, gummiartige Bodenbelag ist für Birgit Kannengießer das ideale Trägermaterial für ihre Drucke. »Ich habe mich während des Studiums vor allem mit dem Linolschnitt beschäftigt und bin an dieser Technik hängen geblieben«, meint sie im Blick auf ihre Arbeiten, die so gar nichts mehr von der bisweilen etwas hölzern und improvisiert wirkenden Technik haben, die in so manchen Kreativ-Kursen gern verwendet werden.
Von seriellen Arbeiten hat die Osnabrückerin längst Abstand genommen. Sie stellt von den Druckstöcken oft nur einen einzigen Abzug her und verarbeitet die Linolplatten anschließend selbst zu Objekten, die jeder Besucher nicht nur in Augenschein nehmen, sondern gern auch ertasten, befühlen oder sogar als Sitzmöbel nutzen darf.
»Ich würde mich freuen, wenn die Besucher etwas Zeit mitbringen, um sich mit meinen Arbeiten zu beschäftigen«, hofft Kannengießer auf neugierige Kunstfreunde, die in ihren Bildern und Objekten zu lesen beginnen. Neben figürlichen Motiven sind es nämlich vor allem Buchstaben, Silben und Wörter, die es zu enträtseln gilt. »Ich sende keine Botschaften aus, sondern der Betrachter darf sich die für ihn wichtigen Wörter selbst heraus lesen.« Vielleicht löst die Suche bei Manchem dann tatsächlich ein fröhliches »Ach so!« aus.

Artikel vom 13.10.2006