14.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Manfred Stienecke

Paderborner
Perspektiven

Bemühen um geordnetes Studium


Die Bilder vom vergangenen Herbst sind noch in unguter Erinnerung: genervte Studenten, die schon eine Stunde vor Vorlesungsbeginn um ihren Platz im Hörsaal kämpfen und zornige Erstsemester, die mit annährend 200 Kommilitonen in einem Einführungsseminar sitzen - wenn sie überhaupt noch aufgenommen worden sind. Die Paderborner Universität erlebte einen nie gekannten Zulauf, der die Grenzen eines geordneten Lehrbetriebs aufgezeigt hat. Die verantwortlichen Gremien haben aus dieser Situation gelernt und rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet, die derartige Engpässe vermeiden helfen sollen. Ob sie in erhoffter Weise greifen, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
So groß wie vor Jahresfrist wird der Erstsemester-Zustrom nicht mehr sein. Dafür sorgen schon die »lokalen NCs«. In nunmehr 43 der etwa 100 Studiengänge an der Universität Paderborn ist die Aufnahmekapazität begrenzt worden. Das sichert die Organisation des Studiums und verhindert eine Überlastung der räumlichen und personellen Ressourcen. Die Kehrseite der Medaille freilich ist die schwerfällige Studienplatz-Zuteilung. Weil sich Abiturienten in den NC-Fächern an mehreren Unis bewerben, kommt es immer wieder dazu, dass zugewiesene Studienplätze nicht angenommen werden. Diese gehen dann erneut ins Verfahren. Erst Ende Oktober rechnet man in Paderborn mit endgültigen Studentenzahlen - dann ist das Wintersemester immerhin schon vier Wochen alt, und der Vorlesungsbetrieb läuft seit 14 Tagen. Einen geordneten Studienbeginn dürften sich die Betroffenen anders vorgestellt haben.
Immerhin haben die neuen Studenten für ihr erstes Semester erstmals einen »Studienbeitrag« von 500 Euro entrichten müssen - Geld, das zusätzlich zu den Semestergebühren und dem Aufwand für die Unterkunft zu zahlen ist. Das Studium ist plötzlich nicht mehr kostenfrei - vom kommenden Sommersemester an wird jeder Student zur Kasse gebeten. Für ihr Geld erwarten die jungen Leute auch entsprechende Gegenleistungen. Überfüllte Hörsäle und Seminare, Wartelisten in verbindlichen Veranstaltungen und Probleme, Prüfungstermine zu finden, wollen sie sich mit ihren Beiträgen ganz sicher nicht erkauft haben.
Paderborns Uni-Rektor Nikolaus Risch hat zugesagt, die erwarteten Einnahmen aus den Studienbeiträgen - künftig bei gut 14 000 Studierenden immerhin 14 Millionen Euro brutto - ausnahmslos in die Verbesserung der Lehre zu stecken. Dazu gehören kurzfristig zu schaffende zusätzliche Unterrichtsräume ebenso wie aufgestocktes Lehrpersonal (Tutoren) und Arbeitsmittel. Mit Bedacht vermeidet man aber in der Hochschule, bei den eingeforderten Studienbeiträgen von »Gebühren« zu sprechen. Diese nämlich müssten für eine gewährte Leistung berechnet werden - und die wäre dann auch einklagbar.
Anzuerkennen ist auf jeden Fall das von allen Beteiligten gezeigte Bemühen darum, den Studienalltag in Paderborn wieder reibungsloser zu gestalten, als dies in den vergangenen Monaten zu beobachten war. Und wenn die Studienbeiträge noch dazu führen, dass das angestrebte Examen demnächst ein oder zwei Semester schneller absolviert werden kann, dann haben sich die Mehrkosten für die Studierenden auch schnell amortisiert.

Artikel vom 14.10.2006