11.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stumme Zeugen der Geschichte

Karl-Heinz Bartodziej gießt Zinnsoldaten - mehr als 100 Figuren in gesammelt

Hiddenhausen-Lippinghausen (gb). Stumme Zeugen der Militärgeschichte hat Karl-Heinz Bartodziej im Keller seines Hauses versammelt: in Zinn gegossene Soldaten einiger großer Nationen.

Der 80-Jährige hat die Zinngießerei vor einigen Jahren zu seinem Hobby erkoren, nachdem er sein anderes Hobby, das Sportschießen, aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.
Blei, Zinn und das Härtemittel Antimon gibt er in einen kleinen Ofen und erhitzt das Material auf 420 Grad. Dann kann die Masse in vorgefertigte Formen gegossen und ausgehärtet werden. Anschließend werden die Figuren von Hand nachgearbeitet und liebevoll bemalt. Vorbilder findet der gebürtige Berliner Bartodziej in Prospekten, im Bekanntenkreis und in Spezialliteratur. Gerade im Vereinigten Königreich von England genießt das Gießen von Zinnsoldaten eine große Popularität. Wer im Internet unter www.princeaugust.ie nachschaut, erhält umfängliches Anschauungsmaterial. Der französische Dragoner marschiert dort einträchtig neben Mitgliedern eines Highland Regiments, Schachfiguren vielfältiger Provenienz treffen auf Musketiere.
Alles kann in Zinn gegossen werden. Wo die Form fehlt, schafft sie Bartodziej eben selbst. Und der Rohstoff geht ihm nicht aus. So recycelte er eine alte Bierleitung der Brauerei, die noch aus Zinn geformt war. Weiches Blei kommt übrigens von Alufelgen.
Er hat beim Flugzeugbauer Focke in Gotha den Beruf des Metallflugzeugbauers erlernt. Handwerkliches Geschick macht das Hobby zu einem Vergnügen. Hinzu kommt der zwingend erforderliche Ordnungssinn: alles ist sorgfältig in Kisten archiviert. Das Handwerkszeug ist griffbereit um den Arbeitsplatz gruppiert.
Auf bis zu 100 verschiedene Figuren kann Karl-Heinz Bartodziej inzwischen zurückgreifen, darunter eine englische Militärkapelle, die er auch verkauft hat.
Leider erlaubt es die Gesundheit nicht mehr, sich dem Hobby intensiver zu widmen, doch jetzt in der Herbst- und Winterzeit verbringt Bartodziej einige Stunden mit seinen Figuren. Sie haben genormte Größen: 26, 40 und 54 Millimeter dürfen sie groß sein. Es sind stumme Zeugen von Macht und Gewalt, vom Freiheitsdrang und Unterdrückung. Doch hier im Keller von Karl-Heinz Bartodziej herrscht Frieden.

Artikel vom 11.10.2006