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»Weltmeisterschaft ist das Ziel«

100 Tage bis zur Handball-WM: Interview mit Bundestrainer Heiner Brand

Halle (WB/dpa). Heute in 100 Tagen beginnt die Handball-Weltmeisterschaft. Der Countdown läuft - auch für die Verantwortlichen in Halle. In der Lindenstadt bezieht das deutsche Team Quartier, im Gerry Weber Stadion kämpfen Kehrmann & Co. um den Einzug in die Hauptrunde. Bundestrainer Heiner Brand freut sich auf »eine Top-Veranstaltung«.

Die Fußball-WM, die Welt-Reiterspiele und die Hockey-WM haben Maßstäbe gesetzt. Kann die Handball-WM sich damit messen? Heiner Brand: »Eine Top-Veranstaltung wird das sicherlich. Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass die Stimmungslage bei dieser WM wesentlich durch Erfolg oder Misserfolg der deutschen Mannschaft beeinflusst wird. Das ist ja beim Fußball auch so gewesen.«
Ist denn der Vergleich mit der Fußball-WM zulässig? Heiner Brand: »In einer anderen Dimension ist der Vergleich schon zulässig. Man hört ja zumindest aus Handball-Gegenden, dass die auch Public Viewing machen wollen wie beim Fußball.«
Warum sagen Sie nicht wie Klinsmann: Wir wollen den Titel? Heiner Brand: »Wir haben schon gesagt, dass das Ziel die Weltmeisterschaft ist. Ich habe das immer so gehalten, dass ich ein bisschen vorsichtiger, zumindest nach außen hin, in der Formulierung der Ziele gewesen bin. Was ich nach innen sage, ist meine Sache.«
Gibt es ein Problem, das Ihnen derzeit unter den Nägeln brennt?Heiner Brand: »Ich muss gerade jetzt nach dem Ausfall von Frank von Behren sehen, dass ich diese Ausgewogenheit zwischen Angriff und Abwehr hin bekomme. Ich habe eben die Situation, dass sehr viele der guten Angriffsspieler nicht in der Abwehrmitte einsetzbar sind.«
Ist Stefan Kretzschmar wieder ein Thema für Sie?Heiner Brand: »Er ist ja zurückgetreten. Er kann kein Thema sein. Er kann erst ein Thema sein, wenn er sagt: Ich will wieder spielen.«
Und Christian Schwarzer?Heiner Brand: »Er hat seine Bereitschaft bekundet, dass er im Notfall helfen würde. Das ist schon mal für mich ganz beruhigend.«
Wie schätzen sie die drei Vorrundengegner ein? Heiner Brand: »Tatsache ist, dass man, wenn man eine WM im eigenen Land hat, Argentinien und Brasilien schlagen muss - auch wenn sie unangenehm sind. Gegen Polen wird sicher ein enges Spiel. Und was danach kommt, kann man sich ausrechnen: Slowenien, Frankreich, Tunesien, Island. Mannschaften, die man schlagen kann, aber gegen die man auch verlieren kann.«
Wer sind die Top-Favoriten?Heiner Brand: »Man muss die Franzosen und Spanier schlagen, auch die Kroaten. Das sind die stärksten Mannschaften. Aber die sind alle zu schlagen.«
Wird die Mannschaft bei der WM mehr als sonst abgeschottet sein? Heiner Brand: »Ja, schon. Bei einem Großereignis wie dieser WM muss man das auch machen. Alles, was mit Handball zu tun hat, ist ja bei dieser WM auf den Beinen. Und das brauchen die Spieler auch nicht, dass alle ehemaligen Aktiven und ehemaligen Trainer und alle Schlauen, alle Handballkenner, den Jungs noch ihre Meinung sagen.«

Artikel vom 11.10.2006