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Deutsch lernen in vier Erdteilen

Erstes AWO-Sprachcamp - »Sprache ist Schlüssel zur Integration«

Enger/Herford (bex). Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Ihn anzuwenden lernen derzeit 80 Kinder aus dem Kreis. Die Drittklässler mit sprachlichen Defiziten nehmen am ersten »AWO-Sprachcamp Herford« teil.

Seit Beginn der Herbstferien werden die Grundschüler aus Enger, Herford, Hiddenhausen und Löhne im ehemaligen Bürgerhaus Falkendiek spielerisch in ihrer Zweitsprache Deutsch unterrichtet. Das Sprachcamp ist eines von dreien, die der AWO Bezirksverband ausrichtet. Nach einem Probelauf 2005 im Kreis Lippe ist jetzt neben Bielefeld und Lemgo auch Herford dabei. »Für uns ist eine solche Veranstaltung ein ganz wichtiger Baustein zur Integration dieser Kinder«, sagt AWO-Bezirksvorsitzender Norbert Wellmann aus Hiddenhausen.
Wie wichtig, verdeutlicht Herfords Sozialdezernentin Jutta Decarli: »30 Prozent unserer Grundschulkinder haben einen Migrationshintergrund. Während sie an Haupt- und Sonderschulen überdurchschnittlich vertreten sind, sind sie an Realschulen und Gymnasien unterrepräsentiert.« Auch für die Schulleitungen ist das Erlernen der deutschen Sprache die Schlüsselqualifikation. Entsprechend groß war das Interesse. »Wir hätten weit mehr Kinder aufnehmen können«, erklären die Projektleiterinnen Lubow Meier und Jenny Encarnacion.
40 Drittklässler aus vier Grundschulen in Herford sowie ebenso viele Altersgenossen aus Enger, Löhne und Hiddenhausen sind in den Herbstferien an den Werktagen jeweils von 9 bis 16.30 Uhr in Falkendiek. Vormittags steht Sprachunterricht auf dem Programm, nachmittags Basteln, Spielen und Theater. Zum Abschluss der zwei Sprachcamp-Wochen zeigen sie am Freitag um 14 Uhr ein selbst geschriebenes Theaterstück mit dem Titel »In zehn Tagen um die Welt«, dem Motto des gesamten Kurses. Denn die 80 Kinder sind in vier Gruppen aufgeteilt, jede ist nach einem Erdteil (Europa, Amerika, Asien, Australien) benannt, wobei die jeweils anderen Kontinente ebenfalls Unterrichtsthema sind. »Alle zwei Tage steht ein anderer Kontinent auf dem Stundenplan«, erklärt Jenny Encarnacion.
Jeder Gruppe stehen ein Sprach-, ein Freizeit- und ein Theaterpädagoge zur Verfügung. Damit einzelne Volksgruppen nicht unter sich bleiben, werden die Schüler nach Herkunftsland gemischt. Mit 31 und 26 Kindern dominieren hier die Türkei beziehungsweise die ehemaligen Sowjet-Staaten. Aber auch Schüler aus Albanien, Syrien, Frankreich, Großbritannien oder China machen mit.
Als Nachbereitung und um den Erfolg des Sprachcamps zu überprüfen, werden Schulvertreter zu Gesprächen eingeladen. Zudem sollen über die Kinder auch deren Eltern für Sprachfördermaßnahmen gewonnen werden.

Artikel vom 11.10.2006