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Seit 80 Jahren
Gedenkfeier

EGV am Hirschstein in der Egge

Bad Driburg/Willebadessen (auwi). Seit 80 Jahren steht am Hirschstein im Eggegebirge oberhalb von Willebadessen ein großes Holzkreuz. Gemeinsam mit der Inschrift »Gedenket der Toten Helden 1914-1918 und 1939-1945« an der gewaltigen Felsenwand erinnert es an die Gefallenen der beiden Weltkriege. Hier trifft sich der EGV einmal im Jahr.

Seit 80 Jahren wird hier am Hirschstein auch die Gefallenenehrung begangen. Lediglich durch fünf Kriegs- und ein Seuchenjahr wurde diese Chronologie unterbrochen. Der Eggegebirgsverein (EGV) hat es sich zur Aufgabe gemacht, jeweils im Herbst diese Ehrenmalfeier in dieser idyllischen Kulisse des Eggewaldes durchzuführen.
Hierzu sind dann neben allen Interessierten besonders die 52 Abteilungen des Eggegebirgsvereins zwischen Marsberg und Steinheim immer wieder eingeladen. Viele machen sich dann wie beispielsweise die EGV-Abteilungen aus Lichtenau oder Bad Driburg auch heute noch zu Fuß auf den Weg zum Gedenkstein unter dem weithin sichtbaren Fernsehturm.
Bei der diesjährigen Ehrenmalfeier des EGV waren wie seit Jahren wieder die Jagdhornbläsergruppe aus Peckelsheim und der Männergesangverein St. Josef aus Willebadessen mit im Programm. Der »Fürstengruß«, »Jägermarsch Nr. 3« und »Auf Wiedersehn« tönten aus den Jagdhörnern hoch oben von der Wand. Der Männerchor aus Willebadessen hatte neben den Liedern »Sonntagsfrühe« und »Der Wanderer« auch zwei gemeinsame Lieder im Repertoire. Alle gemeinsam - und das war in diesem Jahr die stattliche Schar von annähernd 300 Teilnehmern, wie EGV-Hauptvorsitzender Konrad Kappe (Bad Driburg) nicht ohne Stolz feststellte - sangen »Kein schöner Land« und »Ich hattÕ einen Kameraden«.
Zur diesjährigen Gedenkansprache konnte der Vorsitzende der EGV-Abteilung Willebadessen, Manfred Pieper, den örtlichen Geistlichen Vikar Markus Pohl begrüßen. Pohl stellte einen zurückblickenden Vergleich in den Mittelpunkt seiner Rede. Damals haben die beiden Weltkriege zahlreiche Opfer gefordert. Allein im nahen 300-Seelendorf Borglinghausen fielen im 2. Weltkrieg 28 zumeist junge Männer. Nie wieder Krieg hatte man sich danach geschworen. »Doch wo sind diese hehren Forderungen geblieben?«, fragte der Vikar. Zwar seien wir in Deutschland Gott sei Dank seit sechs Jahrzehnten im Frieden; doch gar nicht so weit, wenn man nur an das frühere Jugoslawien denkt, würden trotz der bitteren Erfahrungen der beiden großen Kriege wieder Menschen Opfer von gewalttätigen Auseinandersetzungen, so Pohl. »Wie damals werden auch heute noch in vielen Regionen der Welt junge Menschen mit falsch verstandener Vaterlandsliebe und Pflichtbewusstsein von der Kriegspropaganda auf ihren Waffendienst eingeschworen.« Dabei, so ist sich Vikar Pohl sicher, würden die meisten Opfer in ihrer letzten Stunde wohl eher an ihre Mutter oder an die Familie gedacht haben. »Die Toten mahnen uns zum Frieden«, rief Markus Pohl zum Schluss seiner Gedenkrede ins Bewusststein: »Die Botschaft Jesu Christi ist nicht das Schwert, sondern die Liebe!«

Artikel vom 11.10.2006