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Diem hatte zum Opfertod fürs Vaterland aufgerufen

Sportfunktionär taugt nicht als Vorbild


Laut Presseberichten brachte die erregte Stadtratssitzung am 21. September bemerkenswerte Aufschlüsse: Einige Ratsmitglieder glänzten durch grobe Unkenntnis beim brisanten Thema Diem, nahmen es offenbar auf die leichte Schulter und zeigten wenig Gespür für die entscheidende Frage, ob es hier um einen Sportfunktionär geht oder vielmehr um dessen menschenverachtende Ideen, die uns Blut, Trümmer und Tränen hinterlassen haben.
Von Zivilcourage keine Spur, die man hätte erwarten können bei einem Bekenntnis zum demokratischen Fundament unserer Bundesrepublik und in der Absage zu den Vorstellungen Diems von einem diktatorischen Führerstaat. Dass Diem zeitlebens nicht bereit war, seine Fehler einzugestehen, dieser Hinweis fehlte. Ein Blick in das Protokoll der historischen Sitzung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes vom 17. Januar 2001 hätte schon genügend Aufklärung verschaffen können, aber auch die »Monitor«-Aufzeichnung aus dem Jahre 1995. Warum fiel in besagter Ratssitzung kein Wort über den größten Skandal um Herrn Diem, als er sechs Wochen vor Kriegsende 16- und 17-jährige Hitlerjungen trotz aussichtsloser Lage zum »finalen Opfergang für Führer und Vaterland« aufforderte? Im Mittelpunkt seiner flammenden, als Feierstunde getarnten Rede im Reichssportpalast zu Berlin stand der Appell, »den Opfertod nicht zu scheuen und wie Helden zu sterben, denn es ist schön, für das Vaterland zu sterben.« 2000 Tote und Verwundete sind allein vom Kampf um das Olympia-Gebäude zu beklagen  (. . .).
PROF DR FRANZ JOSEF KAISER Karl-Severing-Straße 1 Paderborn-Elsen

Artikel vom 11.10.2006