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Mehr Fragen
als Antworten

Lehrgrabung an der Ravensburg

Von Antje Kreft (Text und Fotos)
Borgholzhausen (WB). Groß war die Überraschung, als im August 2005 bei Grabungen an der Außenmauer der Burg Ravensberg Reste eines zweiten Turmes zum Vorschein kamen. Nicht weniger spektakulär sind die Ergebnisse der jüngsten Grabungen an Borgholzhausens Wahrzeichen.

»Unsere Arbeit wirft mehr Fragen als Antworten auf, zum Beispiel nach der Datierung der äußeren Ringmauer«, fasste Dr. Stefan Leenen vom Westfälischen Museum für Archäologie zusammen. Unter seiner Anleitung haben Archäologiestudenten der Universität Bamberg vier Wochen lang im Eingangsbereich der Burg nach Spuren der spannenden Vergangenheit der Burg Ravensberg geforscht (Bericht vom 9. September). Dabei machten sie erstaunliche Entdeckungen: An der Vorderburg legten sie weitere Teile - die Nordostseite - des bereits im Sommer vor einem Jahr entdeckten zweiten Rundturmes der Burg frei. Darüber hinaus stießen sie auf einen mehr als 100 Quadratmeter großen Bau, der unterkellert ist. »Vermutlich handelt es sich dabei um ein Wirtschaftsgebäude aus dem Spätmittelalter«, teilte Leenen mit. Denn das Mauerwerk des Gebäudes befinde sich über dem zwischen 1175 und 1225 abgebrochenen Turm.
Weitere Mauerreste stammen aus der Neuzeit im 16. und 17. Jahrhundert. »Erstmalig werden hier ganz verschiedene Bauphasen sichtbar. Wir haben mindestens vier Schichten entdeckt«, freute sich Leenen.
Die Kosten für die vierwöchige Lehrgrabung, die erstmalig an der Ravensburg stattfand, konnten gering gehalten werden. Finanziert wurde die Grabung vom Heimatverein Borgholzhausen und der Burgstiftung. Das Westfälische Museum für Archäologie stellte das Material zur Verfügung. Ob die offene Grabungsstätte wieder zugeschüttet oder im kommenden Jahr an ihr weitergearbeitet wird, steht noch in den Sternen. Für die übernächste Woche haben sich Vertreter des Westfälischen Museums für Archäologie aus Münster in Borgholzhausen angemeldet, wie Wolfhart Kansteiner, Geschäftsführer der Stiftung Burg Ravensberg mitteilte. Diese würden vor Ort überprüfen, ob eine weitere Grabung zu wissenschaftlichen Zwecken sinnvoll sei. Letztlich habe ein weiteres Fachgremium über das Vorgehen zu entscheiden. Nicht geklärt ist bisher die Finanzierung einer sich anschließenden Grabung. Die Burgstiftung und das Westfälische Amt für Archäologie scheiden als Geldgeber aus. Kansteiner: »Aus den zunächst 870 000 Euro für die Turmsanierung haben wir 537 000 Euro gemacht. Das ist uns ohne Abstriche an Qualität gelungen. Mehr Geld ist aber nicht drin.« Weitere Grabungen an der neuen Baustelle würden laut Kansteiner etwa 50 000 Euro erforderlich machen. Um die Grabungsschnitte und das freigelegte Mauerwerk vorerst vor Nässe zu schützen, wurde am Freitag eine Plane über die etwa 3,50 Meter tiefe und insgesamt mehr als 100 Quadratmeter große Fläche gelegt.

Artikel vom 07.10.2006