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Wenn's im Kirchturm brennt. . .

Großübung der heimischen Feuerwehr wirkte überaus realistisch

Schloß Holte-Stukenbrock (ib). »Alles hat hervorragend geklappt«, stellt Hermann-Dieter Sonnet fest und zieht eine erste Bilanz: »Die Feuerwehr ist bestens ausgerüstet«. Hinter dem stellvertretenden Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Schloß Holte-Stukenbrock liegen Stunden der Anspannung: Rund um die katholische Kirche in Stukenbrock probte man am Samstagabend für den Ernstfall.

Um die simulierte Großschadenslage - schwerer Verkehrsunfall und brennender Kirchturm - in den Griff zu bekommen, rückten zur Großübung auch die Wehren in den Nachbargemeinden aus.
Das Szenario: Um 19.15 Uhr erreicht die Löschzüge Schloß Holte und Stukenbrock der Notruf. Ein schwerer Verkehrsunfall hat sich ereignet: Zwei Fahrzeuge sind frontal gegen die Kirchmauer geprallt, die Insassen schwer verletzt. Nur zwei Minuten nach der Alarmierung ertönt das Martinshorn und die ersten Fahrzeuge der Feuerwehr treffen am Unfallort ein. Ihnen bietet sich ein sehr authentisches Bild: Das RUD-Team (Realistische Notfall-Unfalldarstellung) aus Hövelhof mimt verletzte Insassen eines völlig verbeulten und gequetschten Opel Corsa, die panisch um Hilfe rufen. Das zweite Fahrzeug liegt auf der Seite. Auch hier eingeklemmte Insassen - rote Farbe an Armen und Schläfe deuten auf schwere Verletzungen hin.
»Wir üben hier die technische Hilfeleistung und Bergung verletzter Personen«, erklärt Einsatzleiter Hermann-Dieter Sonnet. Zum Einsatz kommt ein Fahrzeug, das erst seit kurzem zum Fuhrpark der Stukenbrocker gehört: das Hilfeleistungslöschfahrzeug. »Das Fahrzeug und seine technischen Möglichkeiten können hier gut ausgetestet werden«, so der Fachmann. Gemeint sind technische Hilfsmittel wie Schere und Spreizer, mit deren Hilfe Verletzte aus dem Unfallfahrzeug »geschält« werden können.
Auf die Feuerwehrmänner warten aber weitere Herausforderungen, die sich Hermann-Dieter Sonnet gemeinsam mit Lothar Bonensteffen, Löschzugführer Stukenbrock, ausgedacht und seit Jahresbeginn bis ins Detail geplant hat. Beide sind gespannt, wie sich die Männer schlagen werden. Die Einsatzkräfte wussten zuvor natürlich nicht, was sie am Samstagabend erwarten würde.
Im Hintergrund raucht und qualmt der Kirchturm. Lichter flackern wie Feuer hinter den Fenstern. Es geht der Hinweis ein, dass sich noch Personen im Turm befinden, die Reparaturen am Turm und Dachstuhl durchführen und jetzt von Feuer und Rauch eingeschlossen sind. Inzwischen hat die inszenierte Großschadenslage viele Schaulustige angelockt. Die Rauchwolken aus der Nebelmaschine sehen aus der Ferne echt aus und erstrecken sich bereits über den gesamten Ortskern. Polizeistreifen, die die Zufahrtsstraßen weiträumig abgesperrt haben, können die besorgten Bürger beruhigen.
Alarmierte Sonderfahrzeuge aus Oerlinghausen, Augustdorf, Hövelhof, Kaunitz, Verl und Sennestadt sind eingetroffen. 25 Fahrzeuge an der Zahl müssen rund um die Kirche ihren Platz finden - und zwar so, dass jedes ungehindert seine Aufgabe erfüllen kann. »Darin besteht hier sicher eine besondere Herausforderung«, weiß der Einsatzleiter. Ebenfalls gespannt verfolgt er die Unterteilung der Einsatzstelle in Abschnitte. »Das ist für einen koordinierten Ablauf sehr wichtig«. Da die angerückten Wehren verschiedenen Kreisen angehören, gehört auch der Aufbau eines geordneten Funkverkehrs zur Übung. Nur so kann eine reibungslose Kommunikation der Einsatzkräfte untereinander gewährleistet werden.
Wehrführer Bernhard Meier eilt von Einsatzstelle zu Einsatzstelle, dennoch wirkt er gelassen. »Ich bin heute nur Beobachter«, so Meier, der - von ein paar Kleinigkeiten abgesehen - sehr zufrieden mit der Truppe ist. Im Kirchturm kommen neun Atemschutzgeräte zum Einsatz. Die Höhenrettungstruppe aus Gütersloh seilt die eingeschlossenen Personen an der Nordseite der Kirche ab. Scheinwerfer beleuchten die spektakuläre Rettungsaktion - die Dunkelheit und die entsprechende Beleuchtung der Einsatzstellen waren ebenfalls Bestandteil der Übung.
Rund zwei Stunden dauert der Einsatz, dann sind alle Verletzten aus den verunfallten Fahrzeugen sowie aus dem Kirchturm geborgen und werden vom Notarzt und vier Rettungsfahrzeugen, die ebenfalls an der Übung teilnehmen, versorgt. Die 129 Einsatzkräfte bauen ab, um sich im Gerätehaus Stukenbrock zur Einsatzbesprechung zu versammeln. Rund um die Kirche kehrt langsam die abendliche Stille und wohlige Dunkelheit zurück.
Eine Übung in dieser Größenordnung ist selten. Aber sie hat vor allem eines gezeigt: »Wir sind in Schloß Holte-Stukenbrock bestens aufgestellt - und auf unsere Nachbarn können wir uns verlassen«. Die Einsatzleitung ist zufrieden und für eine Großschadenslage gewappnet: »Die Bevölkerung ist auf der sicheren Seite«, lautet das Fazit zum Ende des Einsatzes.

Artikel vom 09.10.2006