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Hallerin  holt
Bronze bei der
Einspänner-WM

Julia Felgendreher ist Beifahrerin

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle (WB). Sie ist Schmuck und Gewicht und »Schmiermaxe« - was gerade gewünscht ist. Und sie hat nicht nur einen Riesenspaß dabei, sondern auch Erfolg: Mit der deutschen Mannschaft hat Julia Felgendreher (21) aus Halle als Beifahrerin bei der Weltmeisterschaft der Einspänner in Pratoni del Vivaro in Italien Bronze gewonnen.

Das erste Edelmetall, das je ein deutsches Team bei den Einspänngern geholt hat. Dass der Fahrer Reinhard Burggraf aus Geretsried in der Nähe von Bad Tölz mit »Albführen's Pepita«, einer erst sechsjährigen Stute in ihrer ersten Turniersaison, in der Nationenwertung ein klasse Ergebnis hinlegen konnte, das war auch mit das Verdienst der jungen Hallerin. Der Bayer, 2005 Vizemeister bei den Deutschen Meisterschaften der Zweispänner und Bronzemedaillengewinner bei der WM in Salzburg, fährt an der Weltspitze mit, gehört »seit Ewigkeiten zum deutschen Kader« und besucht die großen Turniere in diesem Jahr nicht nur an der Seite seiner Frau Christa, sondern nimmt jetzt auch Julia stets mit.
Bei drei Sichtungen für die WM und bei einigen Zweispänner-Turnieren ist sie dieses Jahr dabei gewesen - für ihren eigenen Wallach, den Westfalen »Macao«, blieb dabei nicht ganz so viel Zeit. »Das hat sich so mit den Turnieren entwickelt«, meint die blonde Hallerin, ein echtes Pferdemädchen aus einer pferdeverrückten Familie. »Macao« und das Shetland-Pony »Urmel« von Julias Schwester Merle stehen auf dem Hof Kell in Brockhagen. Von dort kennt sie auch schon seit Jahren Reinhard Burggraf. Wegen der ausgezeichneten Bedingungen trainiert er regelmäßig vor wichtigen Turnieren in Brockhagen. Und irgendwann ist Julia, die selbst beide Fahrabzeichen in der Tasche hat und mit ihrem »Macao« mitunter in der Einsteiger- oder Anfängerklasse mitfährt, halt mal eingestiegen.
Erst ist sie nur Dressur und »Kegel«, also Hindernis, mitgefahren. Dabei ist sie im schmucken schwarzen Dress, mit Hütchen und erstklassiger Haltung vor allem Zierde, Schmuck, damit das Gesamtbild des Gespanns passt. Beim »Marathon« im Gelände, wo sie den optimalen Weg im Auge hat, sorgt sie auch für einen Gewichtsausgleich, legt sich wie eine Motorrad-Sozia mit in die Kurven. Dabei muss am Hang natürlich aufgepasst werden, dass die Kutsche nicht »kentert«.
Als Beifahrerin ist ein praktisches Händchen nicht verkehrt. Denn bei einer Geländetour kann es gut passieren, dass ein Stück vom Gurtzeug reißt. Julia Felgendreher: »Für solche Fälle haben wir dicke Stricke und Strohbänder, Zangen, Schlüssel, Karabinerhaken dabei, um provisorisch flicken zu können«.
In Italien ging beim Marathon ein »Scherenträger« zu Bruch, ein wichtiges Stückchen Plastikgeschirr. Doch Fahrer und »Co-Pilotin« reparierten ihr Zeug. Alles natürlich bei laufender Uhr. Denn bei der kombinierten Wertung der drei Disziplinen zählte auch die Zeit. Und natürlich der optimale Weg.

Artikel vom 07.10.2006