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Eine Pina Colada am Zuckerhut

18 Tage Südamerika: Schlänger erkunden Brasilien, Argentinien, Bolivien und Peru

Von Victor Fritzen
Schlangen (SZ). Wenn Oliver Schmidt vor seinem Computer sitzt und durch die Flut von Digitalbildern blättert, kommt er aus dem Schwärmen und Staunen nicht mehr raus. »Unvergesslich und unvergleichlich«, schwelgt er in Erinnerungen. Seine Foto-Motive sind allesamt in Südamerika entstanden. Mit einer 22-köpfigen Reisegruppe, darunter elf Schlänger, bereiste er vier Länder des Kontinents.

Oliver Schmidt, Anja Riemenschneider, Anneliese Träger, Marlies Böger, Ilse Schlüter, Dieter und Ingeborg Kelle, Helmut Mehrmann, Erika Kötter, Bernadette Fricke und Waltraud Kalkreuter aus Schlangen sowie elf weitere Teilnehmer aus Bad Lippspringe und dem Kreis Lippe begaben sich auf eine Reise in die Welt der Inkas, der Pina Coladas und des Tangos. Brasilien, Argentinien, Peru und Bolivien - Kultur und Kommerz hätten kaum an einem anderen Fleck der Erde so weit auseinander gelegen. Während Rio de Janeiro und Buenos Aires sehr europäisch gewirkt hätten, lebten viele Menschen in Peru und Bolivien in Armut, berichtet Marlies Böger.
Insbesondere die Kultur der Inkas habe im Mittelpunkt einer Reise gestanden, bei der extreme Gegensätze kaum zu übersehen gewesen seien, so beispielsweise in Cuzco. Die peruanische Stadt wird als »Nabel der Inka-Welt« bezeichnet. Hier besichtigten die lippischen Ausflügler unter anderem die Kathedrale. »Man muss nur aus dem Gebäude herausgehen, um den extremen Kontrast zu erkennen. Drinnen hängt das Gold an den Wänden und draußen stehen junge Mütter mit ihren Kindern und betteln«, erzählt Marlies Böger.
In Rio des Janeiro, so sagt sie, habe sie sich gemeinsam mit Oliver Schmidt und Anja Riemenschneider an einem Nachmittag in die Slums getraut. Unvergessen: eine Fahrt mit der Tram (Straßenbahn). »Die Leute sind während der Fahrt auf den Zug auf- und wieder abgesprungen, nur um nichts zu bezahlen. Das ist Abenteuer pur«, schwärmt die Schlängerin. Eine Rundfahrt auf dem Titicaca-See durfte ebenso wenig fehlen wie Ausflüge in die Hauptstädte Lima (Peru) oder La Paz (Bolivien). Die Luft sei manchen Teilnehmern nicht nur bei der Ankunft auf dem in mehr als 4000 Metern Höhe gelegenen Flughafen in La Paz weggeblieben (Böger: »Ich hatte weiche Knie«). Auch der steinige und wackelige Weg zu den Wasserfällen in Iguazú (Brasilien) sei atemberaubend gewesen. »An der Seite standen Schilder: Vorsicht Schlangen«. Da schaut man schon zweimal hin«, erklärt Marlies Böger mit einem Lächeln. Die Belohnung für die Strapazen: ein faszinierender Blick auf die Wasserfall-Schlucht, die das Dreiländereck Brasilien - Argentinien - Paraguay bildet.
Oliver Schmidt ergänzt seinen persönlichen Höhepunkt der Reise: ein Ausflug zur Ruinenstadt Machu Picchu in Peru. Die Ruinen mehr als 3000 Meter über dem Meeresboden gelten als berühmteste architektonische Kostbarkeit Perus. Sie sei seit ihrer Entdeckung im Jahre 1911 ein unlösbares archäologisches Rätsel geblieben. Dort habe er auch eine peruanische Spezialität, gegrilltes Meerschweinchen, probiert. »Sehr lecker«, urteilt der Volksbank-Mitarbeiter im Nachhinein. Am Strand von Rio hatte er sich zuvor eine Pina Colada, den wohl bekanntesten Cocktail Brasiliens, gegönnt. »Was alle an der Copacabana so toll finden? Ich weiß es nicht«, rätselt Marlies Böger. Es sei ein Strand wie jeder andere. Und der Zuckerhut sei eben nur ein Berg. Schön dagegen sei die Auffahrt zur Christus-Statue mit der Zahnradbahn durch einen Berg-Urwald der brasilianischen Hauptstadt gewesen. Marlies Böger: »Bunte Blumen säumen den Weg, alles wächst wild. So etwas habe ich noch nie gesehen.« Wie so vieles auf dieser Reise in eine scheinbar andere Welt.

Artikel vom 07.10.2006