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Mit Rad zur Entbindung

100-Jährige schmunzelt über die heutige Hektik

Gütersloh (fb). Sie hat zwei Weltkriege, das Wirtschaftswunder und den Beginn des Computer-Zeitalters miterlebt: Am heutigen Samstag kann Theresia Rieckhaus (geborene Büser) auf 100 Lebensjahre zurückblicken.

Drei Monate nachdem sie am 7. Oktober 1906 in Delbrück das Licht der Welt erblickt hatte, zog sie mit ihren Eltern nach Gütersloh. Gleich nach ihrem Schulbesuch in Kattenstroth erlernte das Geburtstagskind den Beruf der Schneiderin bei Schneidermeisterin Jostmann in der Prinzenstraße. Der Job wurde für sie zur Passion, und sie wagte trotz der widrigen Umstände des Zweiten Weltkriegs den Weg in die Selbständigkeit. Zu ihren Kunden gehörten Gütersloher Geschäfte wie das namhafte Modehaus Wiesenhöfer.
Gern erinnert sich die Jahrhundert-Zeugin an die alten Zeiten zurück. Ihr größtes Glückslos zog Theresia Rieckhaus mit ihrem Ehemann Lorenz, mit dem sie am 12. September 1935 den Bund fürs Leben einging. Gemeinsam bauten sie sich ein schönes Haus an der Virchowstraße in Gütersloh, wo sie sogar noch die Eiserne Hochzeit feiern konnten. Drei Kinder schenkte sie ihrem Mann und kann nur schmunzeln, wenn sie die Hektik im hochtechnisierten 21. Jahrhunderts beobachtet. Zur Entbindung ihres dritten Kindes fuhr sie 1940 noch selbst mit dem Fahrrad ins Josefshaus.
Heute lebt die Jubilarin mit Sohn Hermann und Schwiegertochter Ursula sowie ihrer Tochter Elisabeth unter einem Dach. So liebevoll wie die beiden Kinder, die bei ihr wohnen, kümmern sich auch Sohn Heinz mit Ehefrau Sylvia, die im benachbarten Spexard ihr Heim haben, um die Jubilarin. Gern erzählt sie auch von ihren vier Enkelkindern und dem vorzeitigen Geburtstagsgeschenk, dem achten Urenkel Joel, der Mitte September zur Welt kam. Auch die zahlreichen Spaziergänge im Botanischen Garten mit Tochter Elisabeth geraten bei Theresia Rieckhaus nicht in Vergessenheit, genauso wie die Rom- Reise, die sie mit der Kolpingfamilie unternahm.
Zwei Weltkriege hat Theresia Rieckhaus erlebt und in ihrem Leben auch einige Entbehrungen erfahren müssen. Trotzdem ist sie heute rundum zufrieden. »Ich habe ein schönes Leben und bin wunschlos glücklich«, erzählt die 100-Jährige lächelnd.

Artikel vom 07.10.2006