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Ein blaublütiger Bieranstich

Paderborner freuten sich über den Besuch des Prinzen von Bayern

Von Franz-Josef Herber
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Vom Bier versteht der Blaublüter etwas. Zumindest reichten Luitpold Rupprecht Heinrich Prinz von Bayern fünf gezielte Schläge, um den Gerstensaft beim Fassbieranstich des Paderborner Bürger-Schützenvereins von 1831 laufen zu lassen.

500 Besucher freuten sich am Donnerstagabend im Schützenhof, dass der PBSV im 175. Jahr seines Bestehens die Tradition des Fassbieranstiches wieder aufleben lässt. Und das pünktlich zum Oktoberfest an diesem Samstag. Besonderen Stellenwert erhielt die Veranstaltung durch den Besuch des leibhaftigen Prinzen. Der 55-jährige Luitpold ist der Urenkel des letzten Königs von Bayern, Ludwig III. Im wirklichen Leben ist er aber auch geschäftsführender Gesellschafter der König-Ludwig-Schlossbrauerei Kaltenberg, von der er 16 Hektoliter »Kaltenberg hell« nach Paderborn mitbrachte.
Ein Bier, was er auch gern auf dem Oktoberfest in München verkaufen würde. Doch dort steht dem Prinzen nach wie vor die für ihn unverständliche Reglung im Weg, dass auf dem größten Volksfest der Welt nur Münchener Stadt-Biere, aber keine aus dem bayrischen Umland verkauft werden dürfen. »Ein Wies'n-Kartell«, schimpft der adlige Brauunternehmer und bläst immer wieder zu publikums- und medienwirksamen Protestaktionen. So marschierte er Ende der 80er Jahre von seinem Schloss in Kaltenberg in die Landeshauptstadt. Die 40 Kilometer legte er mit einem Maßkrug in der Hand zurück, gefolgt von vier Festgespannen und 2000 bierseligen Fans. Die Folge: Tumulte auf der Theresienwiese mit Polizei und Anwälten, 100 Mark Bußgeld und drei Punkte in Flensburg wegen Verkehrsbehinderung.
Paderborns Schützenoberst Dr. Andreas Jolmes ermunterte seinen hochkarätigen Gast am Donnerstag, den Bier-Kampf weiterzuführen: Schließlich sei er der Ur-Ur-Enkel jener Therese, deren Hochzeit mit dem späteren König Ludwig I. Anlass zum ersten Münchener Oktoberfest war. Und nicht zuletzt hätten die Wittelsbacher 1516 das wohl populärste Gesetz im Geist des Bieres erlassen - das bayrische Reinheitsgebot.
Geselligkeit stand im Mittelpunkt dieser weiteren attraktiven Veranstaltung im Rahmen der 175-Jahr-Feier des PBSV. Die Pflege der Geselligkeit, so Dr. Jolmes, sei in Zeiten mit einer Hochkonjunktur an Egoismus von besonderer Bedeutung, das sie Wege aufzeige, miteinander zu sprechen und Gedanken auszutauschen. Der Dank des Oberst galt neben dem Organisatoren-Duo Jürgen und Michael Lutter der Warsteiner Brauerei als Hauptsponsor für die jahrzehntelange erfolgreiche Zusammenarbeit im Dienste der Heimat sowie der Gunnebach-Kapelle.
Der Prinz von Bayern lobte den Schützenverein schließlich als »den Traditionsverein schlechthin«. Er freute sich, dass einer seiner Vorfahren, Kurfürst Clemens August von Bayern, im Paderborner Raum so markante Gebäude wie Schloß Neuhaus gebaut und hinterlassen habe.

Artikel vom 07.10.2006