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Anliegerin klagt gegen Ärztehaus

Pleiten, Pech und Pannen des neuen »Medizinischen Versorgungszentrums«

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Noch gibt es keinen einzigen Mieter, jetzt klagt auch noch eine Anliegerin gegen das am Städtischen Klinikum geplante Ärztehaus. Aus dem »Medizinischen Versorgungszentrum« wird offenbar ein Zentrum für Pleiten, Pech und Pannen.

Der Bielefelder Rechtsanwalt Burkhard Zurheide, Experte für Verwaltungsrecht, räumt der Klage seiner Mandantin gute Chancen ein: »Mit dem neuen Ärztehaus steigt die Verkehrs- und Lärmbelastung, davon geht ja auch die Stadt aus. Nur liegt das Haus mitten in einem Wohngebiet. Darum gehört es dort einfach nicht hin.«
»Wir haben das Ärztehaus an diesem Standort genehmigt. Also gehen wir auch davon aus, dass es dort hingehört«, stellt Dietmar Buschmann vom Bauordnungsamt der Stadt fest. Das neue Haus entstehe auf dem Areal des Städtischen Klinikums, einem planungsrechtlichen Sondergebiet. Als ambulantes, medizinisches Versorgungszentrum solle es in Zukunft mehr Patienten an das Klinikum binden: »Es hat für die Klinik also eine wichtige, strategische Funktion.« In den vorliegenden Plänen sei darauf geachtet worden, dass der Verkehrsfluss möglichst gering gehalten und auf wenige Strecken begrenzt werde: »Insofern wurden die Einwände der Anlieger bereits in der Planung aufgegriffen und berücksichtigt.« Die Stadt sehe der Klage gelassen entgegen.
Allerdings bezieht sich die vorhandene Baugenehmigung auf einen Plan, der gar nicht mehr verfolgt wird. In der jüngsten Sitzung des Klinikausschusses teilte Krankenhausdezernent Dr. Klaus Wigginghaus mit, dass der Baukörper nun direkt mit dem Klinikum verbunden werden solle. Wie im Elisabeth-Hospital soll es künftig möglich sein, Krankenhausbetten direkt in die Praxen der ambulanten Ärzte zu schieben. Ob dafür ein neuer Bauantrag gestellt werden müsse, stehe noch nicht fest. Dem Bauordnungsamt jedenfalls liegt noch kein neuer Antrag vor. Dabei sollte der Bau bereits im Sommer 2005 beginnen, nach dem Abriss des ehemaligen Schwesternwohnheimes. Doch konnten sich die an einem Einzug interessierten Ärzte bis heute nicht dazu durchringen, Mietverträge zu unterzeichnen.
Tatsächlich bemüht sich das Städtische Klinikum bereits seit vier Jahren darum, Mieter für das Zukunftsprojekt zu finden. Zwei Jahre allein dauerten die Verhandlungen mit der Gütersloher Anästhesistin Maria Bußmann. Sie sprang im Februar dieses Jahres ab - die in der Gesundheitsreform immer wieder überarbeitete Gebührenordnung für Ärzte erlaubte ihr keine zuverlässige Kalkulation. Daneben gelang es dem katholischen Elisabeth-Hospital in dieser Zeit, an dem Konzept interessierte Ärzte ins eigene Haus zu locken.
40 Prozent der 2100 Quadratmeter großen Fläche seien so gut wie vermietet, hieß es im Ausschuss. Die Interessenten warteten nur darauf, dass es endlich losgeheÉ

Artikel vom 07.10.2006