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Eine Rose und ein paar Worte

Betreuungsopfer Reinhold Sandforth erhält Armenbegräbnis

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Auf der schlichten Urne liegt eine gelbe Rose. Bestatter Klaus Kintrup hält vor fünf Trauergästen eine kurze Grabrede. Dann senkt er den Behälter mit der Asche des Verstorbenen in ein kleines, tiefes Loch, das auf der Rasenfläche des Friedhofes in Avenwedde ausgehoben wurde. Das ist das traurige Ende von Reinhold Sandforth.

»Mehr ist nicht drin. Es gibt kein Glockengeläut und keine Grabplatte. Das ist ein Armenbegräbnis«, erklärt Klaus Kintrup aus Gütersloh. Die Kosten in Höhe von immerhin noch rund 1500 Euro (Bestattung und Urne, Grabstelle, Einäscherung sowie Totenschein) übernimmt das Ordnungsamt. »Das ist die billigste Art und Weise, wie man unter die Erde kommt«, erläutert Kintrup, dem trotz seiner langen Berufserfahrung derartige Bestattungen immer noch betroffen machen. Denn: Reinhold Sandforth war mittellos. Der Mann, der bereits am 19. September im Alter von 69 Jahren im Städtischen Klinikum an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruches starb, war einst richtig reich. Er besaß ein Einfamilienhaus mit Grundstück am Wiedenlübberts Weg und ein Barvermögen in Höhe von 72 000 Euro. Am Schluss war alles futsch. Kein Geld mehr, keine Immobilien. Reinhold Sandforth stand unter Betreuung. Sein Betreuer Olaf O. aus Gütersloh, der sich wegen Veruntreuung von Mandantengelder ab dem 24. Oktober vor dem Bielefeld Landgericht verantworten muss (wir berichteten), soll Reinhold Sandforth ebenfalls betrogen haben. Insgesamt, so steht es in den Ermittlungsakten der Polizei und in der Anklage, soll Olaf O. das Vermögen von Sandforth um einen Betrag in Höhe von 58 852,59 Euro geschädigt haben. In einem Fall soll der Berufsbetreuer aufgrund einer von Sandforth unterschriebenen Quittung aus dessen Vermögen für nicht stattgefunde Bordellbesuche einen Betrag in Höhe von 1800 Euro entnommen haben. In einem anderen Fall soll O. einen falschen Schuldschein in Höhe von 50 000 Euro zu Lasten seines Betreuten untergeschoben haben. Hingegen konnte der Verkauf des Hauses samt Grundstück unter der Federführung von Olaf O. nicht eindeutig geklärt werden. Ein Kaufvertrag bescheinigt lediglich nur den Verkauf im November 2004 für rund 207 000 Euro.
Gestern waren neben Anette Beermann, Karin Schubert und Christian Hoffmann von Daheim e.V. (»Wir haben ihn gepflegt«) nur noch Ingolf Wendorf als Bekannter und Kriminalhauptkommissar Burkhard Ellefred zur Beisetzung der sterblichen Überreste von Reinhold Sandforth gekommen. Der Kripomann: »Wir haben monatelang in dieser Sache ermittelt. Das war es uns einfach wichtig, das heute auch von uns jemand dabei ist.«

Artikel vom 06.10.2006