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Mariekes Leben läuft wieder rund

Mädchen aus Brockum bedankt sich nach der Stammzell-Transplantation

Von Sonja Rohlfing
Brockum/Stemwede (WB). »Zu wissen, dass so viele Menschen an mich glauben und mit mir hoffen, hat mir die Kraft gegeben zu kämpfen«, bedankt sich Marieke aus Brockum. Viele Menschen hatten an ihrer Leukämieerkrankung Anteil genommen. Im März wurde endlich ein passender Knochenmarkspender gefunden (die STEMWEDER ZEITUNG berichtete).

»Es ist enorm, was die Menschen auf die Beine gestellt haben. Dafür sage ich Danke. Danke für alles.«
Damals nach der erlösenden Nachricht wurde Marieke sofort auf die Knochenmarktransplantations-Station in der Uni-Klinik Münster aufgenommen. Die Therapie begann mit drei Tagen Ganzkörperbestrahlung und einer ganz starken Chemotherapie. »Danach war ich am Ende. Alles tat weh. Ein ganz mulmiges Gefühl. Mein eigenes Knochenmark wurde zertrümmert. Ich hatte kein Immunsystem mehr«, erinnert sich Marieke. Die eigentliche Transplantation verlief ganz unspektakulär. »Wir hatten auf einen Trommelwirbel gewartet, aber es war wie eine normale Blutübertragung.«
Bis Marieke wieder nach Hause durfte, lag ein langer, harter und schmerzvoller Weg vor ihr. »Vorher durften wir uns die Station einmal ansehen, wir dachten ja, okay, das ist es. Wirklich vorstellen kann man es sich nicht, aber man wächst in die Situation hinein und freut sich über jeden kleinen Fortschritt.« Marieke konnte das Zimmer nicht verlassen. Alles musste desinfiziert werden. Vieles durfte sie gar nicht erst mitnehmen. Nichts durfte den Boden berühren.
Marieke wurde über einen Katheter mit Medikamenten versorgt und künstlich ernährt, weil die Schleimhäute zerstört waren. Und immer die Frage, kommen die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) wieder?.
»Meine Mutter hat die Tage am Kalender abgestrichen. Am 15. Tag waren die ersten ÝLeukosÜ da. Am Tag 19 konnte ich dann wieder nach draußen. Ich hatte auf diesen Tag gewartet, aber genießen konnte ich ihn jetzt nicht, dazu war ich viel zu schlapp«, erinnert sich Marieke. In Rekordzeit, nämlich nach vier Wochen und sechs Tagen durfte Marieke wieder nach Hause. Normal sind etwa sechs bis sieben Wochen.
Neben der Erleichterung, dass die stationäre Phase beendet war, bestand die Unsicherheit, zu Hause etwas falsch zu machen. Wegen der Infektionsgefahr waren etliche Regeln zu beachten und eine spezielle keimfreie Ernährung erforderlich. Es ging nicht nur bergauf, sondern ständig auf und ab. Am 13. Juli gab es den Marieke versprochenen Hund.
Weitere Krankenhausaufenthalte blieben allerdings nicht aus. Mit einem Mal war der Blutzucker zu hoch. Dann hatte sich ein lebensgefährlicher Keim im Katheter festgesetzt. Zu Hause müssen langsam ihre Muskeln wieder aufgebaut werden. Immer noch wird Marieke ein- bis zweimal pro Woche nach Münster gefahren. Bei den Punktionen wurden bis jetzt immer 100 Prozent Spenderknochenmark gefunden. »Es ist wichtig, dass nicht wieder Knochenmark von Marieke auftaucht«, erläutert ihre Mutter. Allmählich werden die Medikamente abgesetzt und die Schule muss auch wieder beginnen. Marieke versucht, zu den Hauptfächern wieder stundenweise in ihre alte Schule zu gehen.
Wegen der Ansteckungsgefahr muss Marieke immer noch Menschenansammlungen meiden. Mit Kappe und Mundschutz geht sie wieder raus und igelt sich nicht mehr ein. »Ich habe mich immer vor den Kindern auf der Krebsstation gefürchtet und wollte nicht, dass es anderen auch so geht.« Diese Probleme hat sie zwischenzeitlich weitgehend abgelegt. Menschen, die sie kennen, freuen sich, dass sie wieder da ist und dass es ihr so gut geht.
Etwas schiebt Marieke noch ein wenig auf: das Treffen mit der Dressurreiterin, Ulla Salzgeber. Der Verein »Herzenswünsche« hat die Erfüllung dieses Traumes schon zugesichert. Außerdem ist sie von der Familie Klimke in Münster und von Franke Sloothaak zu einem Besuch eingeladen. »Franke Sloothaak fragt schon immer, wann wir kommen, aber das mache ich erst, wenn ich so weit fit bin und wieder reiten darf«, erklärt Marieke.

Artikel vom 07.10.2006