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Von Schweiß
und Schwielen

»HandwerksBilder« im Portrait

Kreis Paderborn (WV). Einblicke in fast vergangene Arbeitswelten vermittelt die Ausstellung »HandwerksBilder« der Fotodesignerin und Autorin Annette Fischer, die noch bis zum 19. November im Burgsaal der Wewelsburg zu sehen ist.

Eine Reportage über den Beruf des Hausschlachters gab den Anstoß, sich näher mit dem Thema »Altes Handwerk« auseinanderzusetzen. So entstand die Idee, die so genannten »Letzten ihrer Zunft« zu porträtieren. Dabei sollten der Arbeitsprozess an sich wie auch die spezielle Atmosphäre in den Werkstätten vor Ort dokumentarisch erfasst werden.
Das ist der Autorin und Fotografin gelungen, die bereits durch ihre Studienkombination - visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Fotografie sowie Soziologie - ideale Voraussetzungen dazu mit bringt: Entstanden sind stimmungsvolle Schwarz-Weiß-Fotografien von einem Hausschlachter, Zigarrenmacher, Hufschmied, Intarsienschneider, Dampfmaschinensägewerker und Lohndrescher, Drechsler, Sattler, Korbflechter sowie einer Bürstenmacherin, die auch mit Hilfe kleiner Begleittexte ihre Geschichte erzählen.
In den Lebenserinnerungen der Portraitierten spiegelt sich zugleich ein Strukturwandel wider, der insbesondere seit den 1950er Jahren viele Handwerkszweige erfasste. Zu seinen vielfältigen Ursachen zählte die fortlaufende Technisierung ebenso wie wechselnde Moden, veränderte Konsumgewohnheiten und Lebensstile oder das Aufkommen neuer Rohstoffe und Materialien.
Josef Tack, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn, stellte bei der Ausstellungseröffnung heraus, dass der Umgang mit den sich wandelnden Arbeits- und Lebensbedingungen sehr unterschiedlich war. Die einen passten sich den Entwicklungen an und stellten ihre Betriebe auf maschinelle Fertigungsmethoden um, andere spezialisierten sich und überlebten in einer beruflichen Nische. Einige wechselten das Tätigkeitsfeld.
Die Münsteraner Wissenschaftlerin Dr. Heike Plaß betonte, dass die Bilder nichts Verklärendes böten, sondern vielmehr authentische Impressionen des Handwerks einfingen und sowohl die Mühsal und Schwere als auch das Lebendige und Individuelle der Handarbeit veranschaulichten. Zur Fotoausstellung gibt es einen begleitenden Bildband, in dem weitere Fotos und Berichte dargestellt werden.
Für die aktuelle Sonderausstellung im Burgsaal wurden vier weitere Inszenierungen hinzugefügt: Gezeigt werden Werkzeuge und Arbeitsweisen der Bürstenmacher, Schlachter, Drechsler und Sattler.

Artikel vom 07.10.2006