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Piumer entdeckt Drahtesel als Sportgerät

1. Mountainbike-Marathon: Heinrich Schredebäumer gilt als Pionier des Bergradfahrens

Borgholzhausen/Bad Laer (WB/ak). Das hügelige Terrain zwischen Bad Laer und Bad Rothenfelde wird am Samstag, 14. Oktober, zum Schauplatz einer sportlichen GRoßveranstaltung: Mehrere hundert Radler werden beim ersten Mountainbike-Marathon »Rund um den Lüdenstein« um den Hein-Schreddel-Gedächtnispokal weitteifern.

Hein Schreddel, eigentlich Heinrich Johann Schredebäumer, wurde am 8. April 1879 als zweiter Sohn eines Piumer Hufschmieds in Borgholzhausen geboren. Schon früh entdeckte er seine Liebe zum Drahtesel: Während der Ausbildung zum Buchhalter bei einer Margarinefabrik in Dissen fuhr er jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit. Da ihm flache Strecken jedoch schon nach kurzer Zeit nicht mehr genügten und er eine neue Herausforderung suchte, wagte er sich bald in die dunklen Wälder oberhalb seiner Heimatstadt und erkundete den Teutoburger Wald auf zwei Rädern.
Die anfangs nur gelegentlichen, dann jedoch regelmäßigen Touren führten Schredebäumer nach und nach weit über die Grenzen der beschaulichen Lebkuchenstadt Borgholzhausen hinaus bis nach Bielefeld und sogar Tecklenburg. Seine Leidenschaft für das Bergradfahren, die er in Zeichnungen dokumentierte, erregte unter den Piumer Bürgern großes Aufsehen und - nicht zuletzt wegen Schredebäumers verwegener »Radfahrerkleidung« - auch das Missfallen zahlreicher Honoratioren. Zu seinen Gegnern gehörten vor allem die Geistlichkeit, die sein sportliches Treiben als »unchristlich« ansah, und die Forstleute, die um das Wohl des Wildes fürchteten. Da der zunehmend angefeindete Bergradfahrer außerdem immer wieder durch Stürze sichtbare Verletzungen davontrug, erhielt er bald den Spitznamen »Hein Schreddel«.
Im Sommer des Jahres 1903 schließlich kam es in Borgholzhausen zu Demonstrationen gegen Schredebäumer, woraufhin der Piumer Stadtrat einstimmig das Radfahren im Teutoburger Wald verbot. Tags darauf, am 12. Juli, packte Schredebäumer daher sein Hab und Gut aufs Fahrrad und siedelte nach Bad Laer über, von wo aus er seiner Leidenschaft ungestört nachgehen konnte. Im »Kleinen Berg« (mit seinem höchsten Punkt, dem »Lüdenstein«) auf der sanften Ebene des Münsterlandes zwischen Bad Laer und Bad Rothenfelde meinte er, sein ideales Terrain gefunden zu haben.
Allerdings kam »Hein Schreddel« nunmehr bei seinen Ausflügen einer ganz besonderen Gruppe in die Quere, die in Laer und Umgebung ihr Unwesen trieb: den so genannten »Unkemännern«. Dieses lichtscheue Gesindel schätzte es gar nicht, daß der rechtschaffene Sportsfreund zu jeder Tages- und Nachtzeit durchs Gebüsch geradelt kam, und legte ihm des Öfteren Fallstricke und andere Hindernisse in den Weg.
Am 14. Oktober 1906 brach »Hein Schreddel« unter den Augen seiner Nachbarn zu einer Tour durch den »Kleinen Berg« auf, von der er nie zurückkehrte. Wanderer aus Bad Rothenfelde fanden drei Tage später sein schwer beschädigtes Rad unterhalb des »Lüdensteins«. Von Schredebäumer
Die modernen Bergradfahrer, besser bekannt als »Mountainbiker«, verehren Schredebäumer als den Erfinder ihrer Sportart. Ihm zu Ehren werden bis zum heutigen Tag von häufigen Stürzen geplagte Sportkameraden liebevoll als »Hein Schreddel« bezeichnet.
Um an den großen, aber von der Öffentlichkeit weitgehend vergessenen Pionier des Bergradfahrens zu erinnern, wird der erste Mountainbike-Marathon »Rund um den Lüdenstein« am 100. Todestag von Heinrich Johann Schredebäumer veranstaltet. Der Sieger der insgesamt 92 Kilometer langen Strecke wird mit dem »Hein-Schreddel-Gedächtnispokal« ausgezeichnet. Außerdem werden weitere Preise in sechs Leistungsklassen vergeben. Je nach individueller Klasse fahren die Mountainbiker eine, zwei oder vier Runden durch den »Kleinen Berg«. Der Rundkurs durch den Berg ist 23,2 Kilometer lang und bietet mit seinen zahlreichen Steigungen und Abfahrten ein anspruchsvolles Profil. Pro Runde haben die Radfahrer 500 Höhenmeter zu überwinden. Start und Ziel ist das Schützenhaus am Blomberg oberhalb von Bad Laer. Der Startschuss fällt am Samstag, 14. Oktober, um 12 Uhr. Weitere Informationen und Anmeldungen zum Mountainbike-Marathon unter 0 54 24 / 22 55 90.

Artikel vom 06.10.2006