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»Exportquote
bleibt niedrig«

Firmen holen sich Zeitarbeiter

Von Michael Robrecht
Bad Driburg (WB). Den Menschen fehlt Geld in der Tasche! IHK-Vizepräsident Marcus Graf Oeynhausen und Jürgen Behlke, Geschäftsführer der IHK-Zweigstelle Paderborn-Höxter, wissen wo es hapert.

Keine Lohnerhöhungen, steigende Preise, eine bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung, die hohen Energiekosten und steigende Lebenshaltungskosten generell, die Leute sagen alle, dass sie nicht wissen, woher sie das Geld für Konsum nehmen sollen. Auch deshalb ist der Handel im Kreis das Sorgenkind Nr.1. Das bestätigt die Herbst-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer.
Untersucht wurde auch die Industrie, die gerade im Kreis Höxter - gegenüber Handel und Dienstleistungen - das stärkste wirtschaftliche Potenzial hat. »Die Unternehmen beurteilen ihre derzeitige Geschäftslage so positiv wie seit Jahren nicht mehr«, berichtete Graf Oeynhausen. Der Saldo aus »gut« und »schlecht« Nennungen betrage aktuell plus 36%. Dass die Industrieunternehmen an der Auslastungsgrenze arbeiten, zeigt der Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten. »Insgesamt liegen 83% der Unternehmen bei einem Wert von über 80% ihrer Kapazitäten«, so der Graf.
Die Zukunftserwartungen der Industrie im Kreis für die nächsten zwölf Monate sind laut Umfrage sehr gut, »wesentlich besser als bei der letzten«. Die IHK stellt fest, dass die Masse der Unternehmen, ca. 2/3, davon ausgehen, dass die Geschäftslage für 2007 in etwa gleich bleibt. Vor dem Hintergrund der guten Auslastung im Bereich der Produktion ist stark anzunehmen, dass sich die Industrieunternehmen ihre Flexibilität im Beschäftigtenbereich bei den Zeitarbeitsunternehmen »erkaufen«. Die Industrie im Kreis Höxter investiert wieder, und zwar ausschließlich in Inland. Erfreulich ist, dass auch die Produktinnovation als ein Grund für geplante Inlandsinvestitionen 50% der Firmen genannt wird.
Im Handel zeichnet sich ein - leider nur gegenüber der Beurteilung des vergangenen Jahres - positives Lagebild ab. Bei den Umsätzen verzeichneten die befragten Unternehmen ein eher gleich bleibendes Niveau. Dies ist immerhin zum vergangenen Jahr ein Sprung um nahezu 30%. Möglicherweise getrieben von der Mehrwertsteuererhöhung 2007 ist auch die erwartete Geschäftslage für 2007 im Saldo nicht positiv.
Ein besonderer Leuchtturm ist der Dienstleistungsbereich. Die Geschäftslage im Kreis Höxter wird nur noch von knapp 14% der Unternehmen als »schlecht« bewertet. Die anderen 86% beurteilen die Lage als befriedigend/gut.
Jürgen Behlke (IHK) hat das das verarbeitende Gewerbe, also die Industrie, im Kreis Höxter betrachtet und beim Gesamtumsatz einen merklichen Zuwachs von mehr als 6% festgestellt. Im Vergleich zum gesamten IHK-Bezirk liegt die Steigerungsrate beim Gesamtumsatz im Kreis Höxter mit 6,5% knapp unter dem von Ostwestfalen. NRW hat mit einer Steigerungsrate von 0,5% schlechtere Wachstumsraten. »In Deutschland beträgt der Wert 6,7%«, sagte Behlke.
Einigermaßen erfreulich für den Kreis Höxter ist die Entwicklung im Beschäftigtenbereich. Es ist verglichen mit den übrigen Kreisen Ostwestfalens, wo es im Schnitt einen Beschäftigtenrückgang von -0,9 % gibt, und auch im Vergleich zu der Entwicklung in NRW mit einem Wert von -1,9 % kein schlechter Wert. Trotz - oder gerade wegen - der anziehenden Binnenkonjunktur ist das Auslandsgeschäft im verarbeitenden Gewerbe im Kreis Höxter nicht stark. Die Exportquote beträgt 26,2 % und stellt damit einen der niedrigsten Werte in OWL dar.

Artikel vom 06.10.2006