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Betonmauer rund um Dom

Hagebölling thematisiert den Krieg im Nahen Osten

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Mit seiner neuen Ausstellung »Transfer« möchte der Paderborner Künstler Wilfried Hagebölling (65) für den Frieden und die Beachtung der Menschenrechte im Nahen Osten Partei ergreifen.

Auf rund 50 Collagen zieht sich eine hässliche Betonmauer mitten durch die Paderborner Innenstadt. Sie schottet Dom und Kaiserpfalz von den Paderquellen ab und markiert eine Schneise auf dem Kamp. Erinnern soll der Betonwall an die Grenzbefestigung zwischen Israel und Palästina. »Die Störung des Idylls muntert die Paderborner vielleicht auf, sich die Situation in Israel präsent zu halten«, hofft Hagebölling.
Die vergrößerten Farbfotos, die er selbst von Dom und Kaiserpfalz, Theodorianum und Marktkirche »geschossen« hat, sind malerisch ergänzt um eben jene Betonmauer, die in Israel zur unüberwindlichen Barriere für die palästinensischen Nachbarn geworden ist. Die Abzüge zeigen Brandspuren an den Rändern, so als seien sie noch schnell aus dem Feuer gezogen worden.
Ruß und Holzkohleasche, deren schwefliger Brandgeruch noch die Luft in seinem Atelier würzen, liegen auch am Fuß einer Installation mit fünf Bleiplatten und einer Betonstele - der Künstler versteht sie selbst als überdauernde »Reste von Zeit und Energie.« »Wenn es eine Erschütterung der Welt gibt«, so Hagebölling mit absichtsvollem Bezug zum Untertitel der »Canossa«-Ausstellung in Paderborn, »dann findet sie derzeit im Nahen Osten statt.« Eine Chronologie der Ereignisse des jüngsten Libanon-Kriegs hat er in Form von Zeitungsausschnitten in einem 120 Seiten starken »Geschichts-Atlas« gesammelt. Auch er ist Teil der aktuellen Ausstellung, die »Im Dörener Feld 27a« zu sehen ist. In Vorbereitung ist zudem eine Kunst-Edition mit Text, je einem Originalfoto und einer Collage sowie einer dünnen Bleifolie. Die Ausstellung dauert bis zum 11. November (do/fr 16-19 Uhr, sa 15-18 Uhr).

Artikel vom 06.10.2006