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Kronenkreuz zur Goldhochzeit

Ehepaar Eikmeyer macht wenig Aufheben um sein soziales Engagement

Bad Oeynhausen-Eidinghausen (AM). Die Überraschung war perfekt: Am Ende des Dankgottesdienstes in der Eidinghausener Kirche zur Gold-Hochzeit von Inge und Walter Eikmeyer übergab Pfarrer Christoph Otminghaus das Mikrofon an den Ältesten der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof, Diakon Christian Schwennen. Er überreichte dem Jubilar das Goldene Kronenkreuz.

Ausschlaggebend für die höchste Auszeichnung des Diakonischen Werkes war weniger die gut zehnjährige Tätigkeit Eikmeyers als Krankenpflegehelfer im Haus Bethanien als vielmehr sein diakonisches Engagement über den Beruf hinaus. Angeregt hatte die Ehrung Diakonin Andrea Kretzschmann vom Besuchsdienst für Ruheständler der Brüder- und Schwesternschaft.
Lange bevor Eikmeyer seinen Dienst im Wittekindshof antrat, hat sich seine Familie um die Tochter einer Arbeitskollegin seiner Ehefrau gekümmert und das Kind sogar als Pflegekind aufgenommen. »Meine Frau hatte sich schon vorher manchmal um die Arbeitskollegin gekümmert, und da war es selbstverständlich, dass wir ihr auch geholfen haben, als sie schwanger war«, berichtete Walter Eikmeyer. Mittlerweile ist die Pflegetochter selbst Mutter eines Erstklässlers, um den sich Walter Eikmeyer rührend kümmert. »Ich habe ihn früher immer in den Kindergarten gebracht und mache jetzt die Hausaufgaben mit ihm - so wie früher mit seiner Mutter.« Außerdem begleitet er seinen Schützling zweimal die Woche zur Krankengymnastik und war auch mit ihm im Krankenhaus, als er am Fuß wegen einer angeborenen Behinderung operiert werden musste. »Das ist für uns selbstverständlich, die Mutter macht gerade ihre Berufsausbildung, die kann das gar nicht alles schaffen. Außerdem ist es für mich und meine Frau schön, so ein Enkelkind um sich zu haben. Wir geben viel und bekommen viel zurück.«
Obwohl Eikmeyer bereits seit neun Jahren im Ruhestand ist, kommt er regelmäßig in den Wittekindshof, um zweimal in der Woche mit Ralf Schumacher, der aufgrund einer Schwerstmehrfachbehinderung auf einen Rollstuhl angewiesen ist, bei Wind und Wetter spazieren zu gehen. »Für Ralf ist das das Wichtigste. Ich halte beim Schieben immer meine Hand in seinen Nacken, damit er spürt, dass einer bei ihm ist.«
Obwohl Walter Eikmeyer scheinbar ganz in der Pflege, Betreuung und Erziehung von Menschen mit Behinderungen und Kindern aufzugehen scheint, ist er von Haus aus gelernter Tischlermeister. Er hat bis 1985 in diesem Beruf gearbeitet und dann von sich aus seinen Arbeitsplatz gekündigt, als sein Sohn plötzlich an den Folgen einer Operation gestorben war. »Bernd war in meine Fußstapfen getreten und war Tischlergeselle. Wir haben zu der Zeit im gleichen Betrieb gearbeitet, und das konnte ich nach seinem Tod nicht mehr aushalten. Auch bei der Arbeit hat mich alles an ihn erinnert.« Damals hat der Tischlermeister eine Bewerbung an den Wittekindshof geschrieben, hatte Erfolg und konnte als Pflegehelfer im damaligen Sonderkrankenhaus Bethanien anfangen. Um sich für die Tätigkeit die nötigen Grundlagen anzueignen, hat er die kleine Krankenpflegeausbildung und später die Diakonische Sonderausbildung absolviert. 1992 wurde er als Diakonischer Mitarbeiter im Gottesdienst eingesegnet und ist seitdem Mitglied der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft.
Walter Eikmeyer ist in Bergkirchen geboren und lebt seit vielen Jahren mit seiner Ehefrau in Eidinghausen, wo er sich um Haus, Hof und Garten kümmert. Er ist Gründungsmitglied vom TuS Eidinghausen, dem er weiter die Treue hält, auch wenn er bereits seit einigen Jahren im Club-Vital sportlich aktiv ist. Außerdem ist er Mitglied im Angelverein Dehme. Diesem Hobby geht er vor allem gerne nach, wenn er in seinem Wohnwagen an der Ostsee ist. Zu seinen regelmäßigen Terminen in der Woche gehört auch der Männergesangverein Einigkeit. Sein Platz im Chor ist typisch für seine Lebenshaltung: »Ich singe zweiten Tenor und stehe in der zweiten Reihe, da fühle ich mich wohl.«

Artikel vom 05.10.2006