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»Mein kleines Rasenmähermuseum«

Wilhelm Nagel aus Wulferdingsen erhält diamantenen Meisterbrief

Von Matthias Band (Text und Foto)
Bad Oeynhausen-Wulferdingsen (WB). Wilhelm Nagel hat sein ganzes Leben lang an Rasenmähern herumgeschraubt. Noch heute bastelt der 84-Jährige, der gestern den diamantenen Meisterbrief erhielt, in seiner Werkstatt.

Wilhelm Nagel ist gelernter Werkzeugmacher. Von 1936 bis 1939 absolvierte er eine Ausbildung in den Bielefeldern Anker-Werken. »Eigentlich wollte ich ja Autos bauen, aber in der Abteilung war kein Platz für mich«, erzählt Nagel. »Deshalb bin ich bei den Nähmaschinen gelandet.«
Wilhelm Nagel weiß, dass man als Arbeitnehmer auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg mobil sein musste. »Ich fuhr immer mit dem Fahrrad nach Löhne und von dort mit dem Zug nach Bielefeld. Das war eine ganz schön lange Tour«, erinnert er sich.
Nach der Ausbildung arbeitete Nagel zwei Jahre in der Weserhütte, bevor er als Soldat der Luftwaffe in den Krieg ziehen musste. »Nach 1945 habe ich zuerst im Eisenwaren-, Fahrrad- und Nähmaschinengeschäft meiner Eltern gearbeitet«, sagt Nagel. Dort machte er sich 1968 selbstständig. Zehn Jahre später verließ er jedoch das Haus am Glockenbrink und erwarb an der Besebrucher Straße 17 ein eigenes Grundstück.
Wilhelm Nagel spezialisierte sich auf den Verkauf und die Reparatur von Rasenmähern. Einige Tausend hat er in seinem Leben bereits repariert. Genau festlegen möchte er sich dabei nicht. »Vor einer Reparatur gab es für jeden Kunden einen Kostenvoranschlag. Und war etwas gar nicht mehr zu retten, dann habe ich dem Kunden das auch offen und ehrlich gesagt«, betont Nagel.
Der Service vor Ort, die gute Beratung und die Qualitätsarbeit hätten auch den Ausschlag gegeben, dass das Geschäft bis zuletzt sehr gut gelaufen sei. Selbst noch Anfang der neunziger Jahre, als die Baumärkte auf den Markt preschten, sei der Umsatz noch gestiegen. »Den Service vor Ort am Kunden können Baumärkte eben nicht bieten«, sagt Nagel.
Als rüstiger Rentner tüftelt er immer noch in seiner ehemaligen Werkstatt. »Mein ehemaliger Ausstellungsraum gleicht einem kleinen Rasenmähermuseum«, sagt Nagel. Dort kümmert er sich aber nicht nur um Rasenmäher, sondern auch um alte Nähmaschinen.
Dass er in seiner Jugend lieber Autos reparierte, interessiert ihn heute wenig: »Mein Weg war richtig. Ich würde ihn genauso noch einmal gehen.« Rasen gemäht hat er übrigens nie selbst: »Das haben immer die Kinder aus der Nachbarschaft gemacht, um sich ihr Taschengeld zu verdienen.«

Artikel vom 05.10.2006