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Selbstständigkeit
erfordert viel Mut

Premiere: Dielinger erhält Gründungszuschuss

Von Stefanie Hillebrand
Dielingen (WB). Jürgen Paul hat am 1. August einen Tischlereibetrieb in Dielingen neu eröffnet. Er ist der Erste im Altkreis Lübbecke und einer der Ersten überhaupt, die sich im Rahmen der Neugestaltung der Förderung von Existenzgründungen durch die Bundesagentur für Arbeit selbstständig gemacht haben.

Die bisher bekannte Ich-AG und das Überbrückungsgeld gibt es seit dem 1. August 2006 als Fördermaßnahme der Bundesagentur für Arbeit nicht mehr. Sie wurden durch den so genannten Gründungszuschuss ersetzt.
Dieser beinhaltet eine veränderte Zielorientierung. Die bisher häufige Praxis, erst kurz vor Auslauf des Anspruchs auf Arbeitslosengeld eine Ich-AG zu gründen soll künftig verhindert werden. Neuerdings müssen Gründer bei der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit noch einen Anspruch auf Arbeitslosengeld von mindestens 90 Tagen haben.
»Es soll sichergestellt werden, dass eine Existenzgründung gut durchdacht vorbereitet wurde und dann auch Erfolg hat und nicht nur ein Schnellschuss war, um weitere finanzielle Zuwendungen zu erhalten«, fasst Günther Grapp von der Bundesagentur für Arbeit in Lübbecke die Hoffnungen des Gesetzgebers bei der Neuregelung zusammen. Die finanzielle Unterstützung fällt dafür umfangreicher und gezielter aus.
Tischlermeister Jürgen Paul hatte schon seit Jahren mit einer Selbstständigkeit geliebäugelt. »Räumlichkeiten und einige Maschinen waren vorhanden, doch solange mein Job und mein Einkommen sicher waren, fehlte mir das letzte Quäntchen Mut.« Als sein Arbeitgeber ihn nach 16 Jahren aufgrund schlechter Auftragslage entlassen musste, gab es für ihn keine andere Alternative: »Für mich stand fest, dass ich nicht tatenlos zu Hause sitzen werde, sondern endlich meinen schon immer insgeheim gehegten Traum von der Eigenständigkeit verwirklichen wollte.« Dazu mussten erst einige Hürden genommen werden: Die Tragfähigkeit des Unternehmens musste von fachlicher Seite beurteilt, das theoretische Grundwissen in einem Gründungsseminar erworben und nicht zuletzt wurde die Scheune zur Werkstatt umgebaut. Vom Gründungszuschuss schaffte der Tischlermeister zusätzliche Maschinen an.
»Der Betrieb ist gut angelaufen. Über die Auftragslage kann ich mich nicht beklagen« äußert sich Paul zufrieden über seinen noch jungen Betrieb. Für den kommenden Winter hofft er auf größere Projekte im Bereich Innenausbau. Viele Anfragen kommen zur Zeit noch aus dem Bekanntenkreis, aber Paul hofft, durch gute solide Arbeit weiterempfohlen zu werden.
»Qualität ist das beste Werbemittel« ist er von der eigenen Fähigkeit überzeugt. Seine Leistungspalette ist vielseitig und orientiert sich individuell am Kundenwunsch. Sie reicht von A wie Abdichtungen, B wie Beschläge und C wie Carport über M wie Maßanfertigung bis Z wie Zuschnitte.

Artikel vom 05.10.2006