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In der Mitte angekommen

»Provinzbuchladen« feiert 25-jähriges Bestehen

Herford (bex). Es waren bewegte Zeiten, »und wir hatten vom Bücherverkaufen keine Ahnung«. Dirk Strehl (52) blickt mit heiterer Gelassenheit auf die Anfangsjahre zurück. Seit 25 Jahren gibt es den »Provinzbuchladen«, Keimzelle alternativer Kultur in Herford.

Mittlerweile ist das Buchgeschäft an der Hämelinger Straße 22 in Herfords Mitte angekommen. »Unsere Themen sind gesellschaftlich akzeptiert«, sagt Inhaber Strehl nicht ohne Genugtuung. In der Gründerzeit war das noch ganz anders: politischen Texten zu Themen wie Anti-AKW, Emanzipation oder antiautoritärer Erziehung haftete in Herford noch der Ruf der Subversion an.
Während Herfords Bürgertum um den Laden einen großen Bogen machte, schaute der Staatsanwalt schon mal genauer hin. Das führte zu Zeiten der Volkszählung 1987 sogar zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Buchverkauf als reiner Broterwerb, das war den »Provinzlern« halt zu wenig, sie wollten gesellschaftlich etwas bewegen.
Zunächst unter dem Namen »Zündhölzchen« war der Laden 1979 von Bärbel Schröder-Sagir und Frank Schenker am Janup gegründet worden. Hier gab es Wolle und Wein, »und ab und zu wurde auch ein Buch verkauft. Die hatten so schöne Titel wie ÝWie mische ich MüsliÜ«, erinnert sich Strehl, der später einige Jahre für die Grünen im Stadtrat saß. Der Bielefelder Literaturwissenschafts- und Philosophie-Student hatte mit anderen Gesellschaftern Anfang 1981 den Laden gekauft, zog an die Hämelinger Straße 10, wo der Laden im Oktober 1981 den Namen »Provinzbuchladen« erhielt. Seit Anfang der 90-er Jahre ist das Geschäft am heutigen Standort beheimatet.
»Wir sind im Laufe der Jahre immer professioneller geworden, sonst hätten wir nicht überlebt«, sagt Strehl, der eine Auszubildende und zwei Aushilfen beschäftigt. Mit dem Buchladen »Auslese« im Elsbach-Haus sowie dem MARTa-Museums-Shop hat er zwei weitere wirtschaftliche Standbeine. »Beide Läden laufen gut.«
l Das Jubiläum wird am Freitag, 6. Oktober, im »Bitter« gefeiert. Peter-Paul Zahl liest aus seinen Jamaika-Krimis. Ab 22 Uhr wird getanzt.

Artikel vom 03.10.2006