03.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Aufstand der abgewiesenen Anwohner

Krach in der Kämpenstraße: Baustelle schneidet Hofeinfahrten ab - Lüdeling: »Nicht zu ändern«

Von Marco Purkhart
Versmold (WB). Die Anwohner der Kämpenstraße sind stinksauer. Seit zwei Wochen ist der Anliegerverkehr wegen einer Baustelle zu großen Teilen lahm gelegt, weil bis zu einem halben Meter hohe Steinkanten die Hauseinfahrten unpassierbar machen. »Und wenden wir uns mit unseren Sorgen an die Bauarbeiter oder die Stadt werden wir arrogant abgetan«, erzürnt sich Manuela Kipke, die im Haus Nummer 32 lebt.

Mit vorübergehenden Mobilitätseinschnitten hätten die Anwohner bei der am 26. Juli begonnenen Erneuerung des Regenwasserkanals und der Straße ja gerechnet. »Da muss man halt durch. Doch dass wir über einen so langen Zeitraum mit unseren Autos überhaupt nicht mehr auf unser eigenes Grundstück kommen, ist ein Unding«, sagt Kipke stellvertretend für die aufgebrachte Nachbarschaft.
Das Problem: Nach dem Abtragen der asphaltierten Straße blieb ein Schotterweg zurück, der aber ein beträchtliches Stück unterhalb der Hauseinfahrten liegt, wodurch harte Bordsteinklippen entstehen. Für Autoreifen ein unüberwindbares Hindernis, das sich über nahezu den kompletten Bauabschnitt der Kämpenstraße vom Bahnübergang bis zur Einmündung der Straße Baarwinkel erstreckt.
»Wir baten den Bauleiter vor Ort mehrmals, vor jeder Einfahrt eine kleine Rampe aus Sand aufzuschütten, damit wir wenigstens am Wochenende mit dem Auto auf den Hof können, um zum Beispiel Einkäufe abzuladen. Doch nichts geschah«, sei Manuela Kipke bei ihren ersten Anfragen vertröstet worden und habe zuletzt nur noch Gleichgültigkeit geerntet. Anrufe bei der Stadt seien ebenfalls ergebnislos geblieben. »Dort haben wir es mehrfach probiert, damit die den Bauarbeitern Druck machen. Immer hieß es, wir kümmern uns - aber nichts hat sich bewegt.«
Die Konsequenz der unzugänglichen Hauseinfahrten: Die einzigen beiden Zufahrtsstraßen zum Bauabschnitt, die Albert-Schweitzer-Straße und die Bodelschwingstraße, werden als ausgelagerter Parkplatz benutzt und somit versperrt. »Was ist nun, wenn sich plötzlich ein Krankenwagen seinen Weg dadurch bahnen muss? Da kann die Rettung schon zu spät kommen«, ist auch Jürgen Eggert besorgt, in dessen Haus Nummer 43 ein 86-jähriger Mann lebt. »Vor meiner Einfahrt haben die Bauarbeiter nach vielen Bitten übrigens endlich eine Schotter-Rampe errichtet - aber so lieblos, dass meine Frau da nicht einmal mit dem Fahrrad 'rüber kommt.« Völlig vom Glauben fiel Eggert ab, als Nachbarskinder neben seiner Hofeinfahrt am Freitagabend einen unabgedeckten und absolut ungesicherten Kanal entdeckten, in dem lose Ziegelsteine mit ihren gefährlichen Kanten lauerten: »Das ist ein echter Skandal!«
Bei aller Aufgewühltheit stellt Kipke klar: »Wir wollten keinen öffentlichen Aufstand anzetteln. Aber wenn sich unser Leben statt ein bis drei Tage für mehr als zwei Wochen derart einschränkt und man am laufenden Bande abgewiesen wird, dann muss man sich anders Gehör verschaffen.«
Die zuständige Baufirma war am Montag zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. Hartmut Lüdeling, Bauamtsleiter der Stadt, zeigte sich auf Anfrage des VERSMOLDER ANZEIGERS überrascht vom Unmut in der Kämpenstraße: »Dieses Problem ist gar nicht bis zu mir durchgedrungen.« Bei einer Besichtigung vor Ort musste er jedoch wenige Minuten später eine für die Anwohner enttäuschende Analyse abgeben: »Hier ist alles rechtens, wir befinden uns sogar 14 Tage im Voraus. Die Beeinträchtigung ist nicht ungewöhnlich und leider nicht zu ändern.« Um die Gemütslage dennoch zu entschärfen, stehe Lüdeling bei Fragen zur Verfügung.

Artikel vom 03.10.2006