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Gewerkschaft lehnt einen »gläsernen Schüler« ab


Detmold/Kreis Lippe (SZ). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnt das Vorhaben der Kultusminister ab, alle Schüler mit einer Identitätsnummer in einer zentralen Schülerdatei zu erfassen. Es verstoße gegen die informationelle Selbstbestimmung, wenn unter anderem Angaben zu der zu Hause gesprochenen Sprache, Klassenwiederholungen, dem individuellen Stundenplan oder gar den Förderschwerpunkten gespeichert würden, so die Vorsitzender der GEW in Detmold, Sabine Unger. An der anonymen Auswertung der Daten bestünden erhebliche Zweifel. Datenmissbrauch, Diskriminierungen und ein lebenslanges Mitschleppen ermittelter Daten seien nicht auszuschließen.
Statt immer mehr Daten zu erheben, fordert die GEW, die Klassen zu verkleinern und den Lehrern mehr Zeit für den einzelnen Schüler zu gönnen. Damit würde ein großer Beitrag zur individuellen Förderung geleistet. Die freiwerdenden Finanzen bei zurückgehenden Schülerzahlen müssten für die Bildung benutzt werden.
Die GEW befürchtet, dass sich Deutschland mit dieser innerdeutschen Datenerhebung aus dem internationalen PISA-Vergleich davonschleichen wolle. Auch die Dateneingabe selbst sei fragwürdig. »Stellen die Schulträger Personal zur Eingabe zur Verfügung?«, fragt Unger. Statt die Bürokratie abzubauen, werde sie ausgeweitet.

Artikel vom 05.10.2006