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Erntedank mit
Theater-Kritik
zum Labormais

1 000 Besucher im Gut Wilhelmsdorf

Von Kendra Taktak (Text und Fotos)
Eckardtsheim (WB). Der Maisbauer steht an seinem Feld und freut sich, wie prächtig seine Pflanzen wachsen: Höher und höher werden die Halme, hochgehoben von den Kindern der Kindertagesstätte Nobea.

Beim Familiengottesdienst zum Erntedank versammelte Pfarrer Bertold Becker am Sonntag die Zionsgemeinde Eckardtsheim in der Kornscheune auf dem Gut Wilhelmsdorf. Mehr als 1000 Besucher lockte das bunte Festprogramm, das nicht nur zu Vergnügungen einlud, sondern auch zu kritischen Gedanken anregte. Ist genmanipuliertes Saatgut notwendig, um alle satt zumachen? Unserem Maisbauern aus dem Gottesdienst geht es eher um eine lukrative Ernte. Wie kurzsichtig er mit seinem Labormais gehandelt hat, wird ihm klar, als seine Kinder und Kindeskinder ihn wegen Umweltschäden zur Verantwortung ziehen. »Statt einer Predigt zeigen wir heute die Aufführung, die sich an einer von Jesus erzählten Geschichte orientiert«, erklärt Pfarrer Becker. Das Motto des Tages lieferte ein Gesangbuch-Vers: ». . .den Samen auf das Land. . .«
Viel Abwechslung bot das Programm auf und um den Hof Wilhelmsdorf und im benachbarten Altersheim Boysenhaus: Es gab Kälbchen zu beobachten, eine Strohburg zum Klettern, Apfelsaft wurde von den Besuchern selbst gepresst, und Ponys standen für einen kurzen Ritt bereit. Leckere Kuchen, Kürbis-Pickert und Bratkartoffeln aus hofeigener Ernte mundeten den Gästen vorzüglich.
Interessant anzuschauen waren die »Dosker Kerls« aus dem münsterländischen Velen: Die gestandenen Landwirte führten traditionelle handwerkliche Arbeiten wie das Seildrehen vor. Einblicke in den Alltag des Gutes Wilhelmsdorf gaben Hofführungen, bei denen unter anderem die Biogas-Anlage vorgeführt wurde. Mit Flohmarkt sowie dem Hofladen- und Weltladen-Verkauf boten sich außerdem Möglichkeiten zum Bummeln und Stöbern.
Vielseitig war außerdem das musikalische Rahmenprogramm: es spielten der Eckardtsheimer Posaunenchor und die Ramba-Samba-Blasmusikkapelle aus Batenhorst. Schon am Vortag begingen die Kirchenchöre Bethel und Eckardtsheim unter der Leitung von Christian Gottwald ein »Konzert zum Erntedank« in der Eckardtskirche. Viel Aufsehen erregten ein Kinderzirkus von der Kinder- und Jugendarbeit aus Eckardtsheim sowie das Duo Supabella mit seiner »Clowns-Theaterie«.
Bei all der Zerstreuung blieb die eingangs gestellte Frage zu genmanipulierten Lebensmitteln präsent und wurde in einer Talk-Runde aufgegriffen. Ulrich Schumacher, sonst Landwirt auf Gut Wilhelmsdorf, diesmal Moderator, hatte Diskussionsgäste aus Wirtschaft, Politik und Kirche eingeladen: Karsten-August Tralle von der Saatzucht-Firma Syngenta in Bad Salzuflen stellte sich den Gegnern grüner Gentechnik, Entwicklungshelfer Lorenz Bachmann, Bioland-Berater Thomas Ingensand, Heinrich Dingerdissen vom landwirtschaftlichen Kreisverband, Uwe Hartmann von der evangelischen Landeskirche und Gerd Kattenstroth von der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft. »Als Moderator bin ich neutral, aber als Biolandbauer lehne ich Gentechnik in der Landwirtschaft ab«, bekannte Schumacher.

Artikel vom 03.10.2006