03.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein »Wir-Gefühl« schaffen

Kreis setzt auf Vernetzung der Integrationsangebote

Kreis Höxter/Warburg (WB). »Wir müssen ein Wir-Gefühl erzeugen!« Dieses Fazit zog Landrat Hubertus Backhaus nach einer offenen Diskussionsrunde zum Thema Integration im Kreishaus Höxter. 60 Personen mit Migrationshintergrund waren seiner Einladung gefolgt, um in die Basis zu legen für eine öffentliche Integrationsveranstaltung, die am Montag, 13. November, stattfinden soll.

Im Kreis Höxter leben zurzeit 5200 Ausländer aus 110 Nationen. Dazu kommen etwa 15 000 Menschen mit Migrationshintergrund, darunter etwa 12 000 Aussiedler. Auch jetzt schon kümmern sich verschiedene Institutionen um eine vernünftige Integrationsarbeit, sind aber zum Teil in der Öffentlichkeit gar nicht bekannt.
»Wir wollen diese guten Bemühungen unterstützen, das Ganze auf professionelle Beine stellen«, sagte Backhaus und wies darauf hin, dass die Kreisverwaltung deshalb eine »Lotsen- und Koordinierungsfunktion« übernehmen wolle. Angedacht sei, in der Kreisverwaltung ein Integrationsbüro einzurichten, um damit eine Vernetzung der bisherigen und neuen Integrationsangebote zu ermöglichen, so der Landrat. »Um diese Aufgabe erfolgreich umzusetzen, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen«, forderte Backhaus die Teilnehmer auf, ihre Erkenntnisse und Erfahrungen in den Entwicklungsprozess mit einzubringen.
Im Rahmen der Diskussion brachten einige Teilnehmer klar zum Ausdruck, dass auch die Ausländer selbst einen großen Beitrag leisten können. Allerdings wurde auch deutlich, dass damit nicht eine schlichte, vollkommene Anpassung gemeint sein könne. »Wir müssen bereit sein, uns zu integrieren. Doch es muss eine Integration mit dem Erhalt unserer eigenen Kultur möglich sein«, brachte es die 18-jährige Sulaicha Ahmadsadah aus Höxter auf den Punkt.
»Ich lebe nun schon seit 23 Jahren in Steinheim. Warum nennt man mich noch Ausländer? Ich bin ein Mitbürger, ja ich bin ein Steinheimer!« Mit deutlichen Worten beschrieb Mirsad Carovac, was viele aus anderen Ländern in den Kreis Höxter gekommene Menschen empfinden. Er brachte damit zum Ausdruck, dass sie als Mitbürger akzeptiert werden.
Bei dem gemeinsamen Versuch, unter der Moderation von Gerhard Handermann, Fachbereichsleiter Öffentliche Sicherheit und Verkehr beim Kreis Höxter, den Begriff »Integration« zu definieren und eventuelle Handlungsschwerpunkt im Kreis Höxter auszumachen, gab es zahlreiche Anregungen. Thematisch geordnet ergaben sich fünf Themenkomplexe, für die auf der öffentlichen Veranstaltung am Montag, 13. November, Arbeitskreise gegründet werden sollen. Diese sollen dann versuchen, Wege zu finden, die Denkansätze mit Leben zu füllen und sie entsprechend umzusetzen. Das forderte auch Ibrahim Aslan von der Caritas, Fachdienst für Integration und Migration: »Es liegt an uns, das Thema anzupacken, viele Leute anzusprechen, damit sie dabei mitmachen. Wir wollen im Kreis Höxter nicht nebeneinander, sondern miteinander leben!«
Landrat Backhaus regte an, sich auch über die Beteiligung an gemeinnützigen Organisationen Gedanken zu machen. Als Beispiel nannte er die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis.

Artikel vom 03.10.2006