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Bewusstloser Duggen
trifft aus Lieblingsecke

Mit zwei Dreiern in einer Minute zum kleinen Helden

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Nein, spielentscheidend war sein Auftritt längst nicht mehr. Und doch war Martin Duggen gestern Nachmittag so etwas wie ein kleiner Held im Sportzentrum Maspernplatz. Gerade 1:14 Minute dauerte sein Auftritt. Genug Zeit für den 25-Jährigen, mit zwei finalen Dreiern deutlich auf sich aufmerksam zu machen.

Zwei Minuten vor dem Ende, als am ersten Saisonsieg der Paderborn Baskets auch nicht mehr die geringsten Zweifel bestanden, forderten die Fans lautstark seinen Einsatz. Doch Martin Duggen musste noch ein bisschen warten und erst einmal das BBL-Debüt von Christoph Hackenesch von der Bank aus erleben. Zwölf Sekunden später war es dann aber auch für ihn soweit, da durfte die Nummer 10 für Reggie Golson aufs Feld. Zwei Würfe aus der Distanz folgten, zweimal senkte sich der Ball unter dem frenetischen Jubel der Anhänger in den Korb.
»Teddy Gipson hat eine unglaubliche Übersicht und ich war ganz frei«, schilderte Duggen die zwei Szenen. Hallensprecher Olaf Port kommentierte die Würfe anschließend als »bewusstlos« und auch der Sportdirektor geriet ins Schwärmen. »Dieser Martin Duggen ist unglaublich. Dass einer 39 Minuten auf der Bank sitzt und dann so auftrumpft, habe ich noch nie gesehen. Mit dieser Einstellung ist er eine Initialzündung für die gesamte Mannschaft«, lobte Dr. Nima Mehrdadi. Coach Doug Spradley sah es ganz nüchtern: »Martin kommt rein und wirft. So ist er eben, aber es war ja auch seine Lieblingsecke. Für uns war es wichtig, dass wir das Spiel auch dank Martin zu Ende gespielt haben. In der Endabrechnung kann jeder Punkt zählen.« Von rechts draußen zum Glücksgefühl. Der Spieler selbst bezeichnete seine beiden Treffer als »Dankeschön an die Fans, die mich in den vergangenen vier Jahren so toll unterstützt haben«.
Dass eine fünfte Saison folgen würde, stand lange nicht fest. Tim Black, Steven Esterkamp, Marius Nolte und Daniel Lieneke hatten ihre Verträge beim Aufsteiger bereits verlängert, bei Duggen dauerte es bis zur Unterschrift. Das lag aber nicht an seinen sportlichen Qualitäten. Die aktuelle Nummer drei auf der Aufbauposition hinter dem verletzten Kapitän Tim Black und Aushilfe Lamar Hurd absolviert im Parkhotel Bad Lippspringe eine Ausbildung zum Hotelfachmann, arbeitet im Schichtdienst und ist daher sehr eingeschränkt, was das Training angeht. Aufgrund seiner Persönlichkeit legten aber sowohl Mehrdadi als auch Spradley großen Wert darauf, ihn zu behalten.
Dass seine Spielzeiten begrenzt sein würden, wusste Duggen, große Überredungskünste brauchte die Sportliche Leitung aber nicht anzuwenden. »Ich kenne meine Rolle. Aber die 1. Bundesliga ist für mich eine einmalige Sache, die ich mir einfach nicht entgehen lassen konnte. Daraufhin haben wir hier so lange hingearbeitet und daher bin ich Doug und Nima sehr dankbar«, so Duggen, der sich über den schwachen Gegner schon ein bisschen wunderte: »Ich glaube nicht, dass die Tübinger nochmal so schlecht werfen, aber das war auch ein Resultat unserer druckvollen Verteidigung. Wir haben ihnen kaum Zeit gelassen.«

Artikel vom 09.10.2006