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Tänze und Musik aus aller Herren Länder

Internationales Fest in Wehdem

Von Martin Vocks (Text und Fotos)
Wehdem (voc). Ausländischen Mitbürgern die Gelegenheit zu geben, sich und ihre Kultur vorzustellen, und sich selbst fremdländischen Speisen, Tänzen und Gebräuchen zu öffnen - das war der Leitgedanke des »Internationalen Festes«, das am Sonntag im Wehdemer Life House und der Realschule gefeiert wurde.

Und wahrhaft international ging es nicht nur auf den Bühnen, sondern auch im Publikum zu, wie Wilhelm Lindemann vom JFK begeistert resümierte: »Wir haben heute viele Gäste aus aller Herren Länder gehabt, die sich dieses Fest hier nicht entgehen lassen wollten.« In einer offenen Gesprächsrunde erörterte Claudia Hundertmark vom Diakonischen Werk Lübbecke, die im Rahmen des Jugendmigrationsdienstes tätig ist, gemeinsam mit dem Stemweder Gemeinderatsmitglied Frank Schröder und der »Integrationslotsin« Selma Molendor, die Migranten bei Behördengängen unterstützt, die Chancen und Probleme. Thema war die Integration von Zuwanderern besonders im ländlichen Raum, aber auch in der Gesellschaft insgesamt. Als Experte geladen war der Integrationsbeauftragte des Bundeslandes NRW, Thomas Kufen, der die migrationspolitischen Maßnahmen der Düsseldorfer Landesregierung darlegte und erklärte.
Von der kulturellen Vielfalt Stemwedes zeigte sich Kufen durchaus angetan: »Dies hier ist eine Region mit zahlreichen Schätzen. Damit meine ich die Menschen aus fremden Ländern, die sich, ihre Kultur und ihre Tradition hier ins gesellschaftliche Leben einbringen.« Die passenden Zahlen dazu hatte Frank Schröder parat, der berichtete, dass derzeitig 52 Nationalitäten in Stemwede vertreten seien. Bei einer Gesamteinwohnerzahl von rund 15000 betrage der Ausländeranteil etwa 3 Prozent.
Insgesamt, so Kufen, gelte es in der Einwanderungspolitik drei zentrale Ziele zu verfolgen: »Wir brauchen erstens nicht weniger Einwanderung, sondern mehr. Zweitens müssen wir die gesetzliche Regelung verbessern, was das Bleiberecht für junge Immigranten betrifft, und außerdem ist es notwendig, das Zuwanderungsgesetz dahingehend zu verändern, dass wir als Einwanderungsland attraktiver werden.« Über all diesen Maßnahmen stünde aber grundsätzlich die Notwendigkeit, langfristige Perspektiven für integrationswillige Zuwanderer zu schaffen: »Weshalb sollte sich denn, plakativ gesagt, ein Kind in der Schule um eine gute Note bemühen, wenn es nicht einmal weiß, ob es am Ende des Schuljahres noch in diesem Land lebt?«
Auf zwei Bühnen präsentierten sich Künstler aus insgesamt acht Nationen. Den Anfang machte die philippinische Tanzgruppe »Kayumanggi«, deren Mitglieder nebenbei auch typische Speisen aus Fernost servierten - alles natürlich in der entsprechenden Landestracht.
Es folgten Musik aus Pakistan, dem Irak und Indien (Waheed Iqbal, Nassir George und Ajit Singh), melancholische russische Folklore am Akkordeon (Valentina Schmidt und Andreas Siebert aus Rahden bzw. Twiehausen) und die Tanzvorführung von Ada Ercy Moreno Ruiz aus Mexiko: Unter dem Künstlernamen »Cenzontledanza« führte sie in aufwändigen Verkleidungen Volkstänze aus ihrer Heimat auf - darunter auch einen Heiratstanz. Vor allem die Polonaise durch das Realschulgebäude, die sie kurzerhand startete, sorgte für Stimmung.
Neben einer weiteren südamerikanischen Vorführung des venezuelanischen Musikers Juan Carlos Sabater stand auch der schwarze Kontinent auf dem Programm. Zwar waren keine afrikanischen Künstler angereist - die achtköpfige Trommelgruppe »Iwimo Djembang«, die aus Musikern aus der Region besteht, sorgte durch die bekannten schnellen, rhythmischen Klänge für das richtige afrikanische Flair.
An verschiedenen Ständen gab es Essen und Getränke von den verschiedenen Kontinenten. Neben kulinarischen Spezialitäten aus Portugal, Mexiko, Bolivien, Marokko, Russland und von den Philippinen präsentierte sich auch die argentinische Küche in Wehdem. Antje und Raúl Rossio boten an ihrem Stand diverse argentinische Weine und »Empanadas«, mit Käse oder Hackfleisch gefüllte Teigtaschen, an. Raúl Rossio nahm zwar zum ersten Mal am »Internationalen Fest« teil, kennt Deutschland aber dennoch bereits bestens: »Ich lebe seit mittlerweile 30 Jahren hier. Ursprünglich komme ich aus Rosario, einer Stadt etwa 300 Kilometer nördlich von Buenos Aires, und lebe nun in Espelkamp. Auch wenn ich schon so lange hier in Deutschland bin, fühle ich mich Argentinien natürlich immer noch sehr verbunden und zeige gerne, was wir kulinarisch so alles zu bieten haben.«
Am Ende des Tages zog Wilhelm Lindemann ein rundum positives Fazit. Das Motto des Festes - »Eine Gemeinde, viele Kulturen« - habe sich eindrucksvoll bewahrheitet.

Artikel vom 03.10.2006