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Auf die Schnelle gibt es
keine Stadtwerke

»Know how« für Übernahme der Stromversorgung fehlt

Von Jürgen Spies
Delbrück (WV). Zum Jahresende 2007 läuft der Konzessionsvertrag »Strom« zwischen der Stadt Delbrück und E.ON Westfalen-Weser aus. In der Regel haben diese Versorgungsverträge eine Laufzeit von 20 Jahren. Da in zehn Jahren der Konzessionsvertrag »Gas« ausläuft, könnte dieser Zeitpunkt (2017) zum Startschuss für noch zu gründende »Stadtwerke Delbrück« werden, die dann in Eigenregie in Delbrück Haushalte und Betriebe mit Strom, Gas und Wasser versorgt.

»Einfach so« ließe sich dies allerdings nicht bewerkstelligen, außerdem wären einige Voraussetzungen zu erfüllen. Dazu zählt, dass die Stadt mit E.ON einen Strom-Vertrag schließt, den die Stadt einseitig zum Jahresende 2017 kündigen kann. Der Delbrücker Rat beschloss in seiner jüngsten Sitzung, den Bürgermeister zu beauftragen, in Gesprächen mit E.ON auf diese Kündigungsmöglichkeit hinzuwirken.
Bürgermeister Robert Oelsmeier erklärte, falls zum Jahresende 2017 die Stadt die Versorgungsnetze Strom und Gas übernehmen könnte, müssten rechtzeitig die erforderlichen Vorarbeiten geleistet sein. Bei Gründung eines Betriebes »Stadtwerke Delbrück« wäre es sinnvoll, Strom, Gas und Wasser im Dreierpack anbieten zu können.
Noch verfüge die Stadt nicht über das »Know how« für eine kurzfristige Übernahme der Stromversorgung. Es müssten Mitarbeiter eingestellt werden, die über erforderliche Erfahrungen und Fachkenntnisse verfügen. Wie Oelsmeier weiter erläuterte, könne ein städtischer Eigenbetrieb, der das Strom- und Wassernetz umfasst, nicht von den heute bestehenden Eigenbetrieben (beispielsweise Wasserwerk oder Abwasserwerk) nebenher verwaltet werden. Genau untersucht werden müsste im Vorfeld außerdem der Wert der bestehenden Netze.
Hubert Kniesburges (GABI) sprach sich als einziges Ratsmitglied gegen den Abschluss eines neuen Konzessionsvertrages mit E.ON Westfalen-Weser aus. Das Auslaufen des Vertrages zum Jahresende 2007 eröffne schon jetzt die Chance, bei Gründung eines eigenen Stadtwerkes, die Energieversorgung - zunächst begonnen mit Strom - in eigener Regie durchzuführen. Die Stadt sollte deshalb schon jetzt die notwendigen Schritte für die Gründung eigener Stadtwerke prüfen und die Fakten dann dem Rat zur Entscheidung vorlegen. Um sich in der Anfangsphase notwendige Kompetenz anzueignen, sollte über eine Kooperation mit den Stadtwerken Lippstadt nachgedacht werden, ehe dann die Stadtwerke Delbrück ohne Hilfestellung geführt werden könnten. Kniesburges glaubt, dass etwa 40 bis 50 Arbeitsplätze geschaffen werden müssten.
CDU-Fraktionschef Friedel Balsliemke hielt die Ausführungen von Hubert Kniesburges, auf die Schnelle Stadtwerke zu gründen, für »Träumerei«.

Artikel vom 03.10.2006