03.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Büren lyrisch: Auf den
Flügeln des Gesanges

Vertonte Gedichte von Heine in der Niedermühle

Büren (hf). Es war eine Begegnung der besonderen Art: Die Gäste der Niedermühle trafen auf die Interpreten der vertonten Stücke von Heinrich Heine.

Bei diesem Treffen, im kleinen aber feinen Kreis, lauschten sie den Darbietungen der Mezzosopranistin Martina Borst, begleitet am Klavier von Peter Stamm, und Manfred Stamm, der Rezitationen vortrug. Aber nicht nur Heine wurde an diesem Abend rezitiert, Martina Borst stellte als Rarität auch geistreiche Fabeln von Jean LaFontaine, vertont von Jacques Offenbach, vor.
Mit kraftvoller Stimme, mal gefühlvoll, mal dramatisch, mal keck, bewegte sich Martina Borst »auf den Flügeln des Gesanges«. Bildhaft hatte der Zuhörer die Begegnung einer Schäferin mit einem Reiter vor Augen, oder auch den Wanderer, der heimlich eine badende Elfe im Wald beobachtet. Heines Gedicht über die Loreley, vertont von Franz Liszt, trägt sie so kraftvoll vor, dass niemand sich der Dramatik dieser Geschichte entziehen kann. Das Ganze wurde meisterlich untermalt von Peter Stamm, der die Künstlerin am Klavier begleitete.
Eine besondere Rarität stellten die von Jacques Offenbach vertonten Fabeln von Jean LaFontaine dar. Mit viel Gefühl und Witz und der nötigen Portion Keckheit besang sie Habgier, Eitelkeit, Leichtfertigkeit und die Dummheit des berühmten Milchmädchens.
Zur Auflockerung trug Manfred Stamm zwischen den einzelnen Partien Texte von Heinrich Heine vor. Auch er ließ sich voll auf den Dichter ein. Lebhaft konnte man sich während seines Vortrages den Wanderer Heine vorstellen, welcher im Harz auf einen Schafhirten trifft, der ihm wie ein König vorkommt. Er stellt den amüsierten Heine vor, der sich wundert, dass in Paris alle Menschen französisch sprechen, wo das im eigenen Land doch nur dem hochmütigen Adel vorbehalten ist. Augenzwinkernd erzählt er von einem Heine, der sich mit einem Blumenmädchen unterhält, welches ihre Blumen danach sortiert, ob sie gut duften oder aber stinken - und danach ordnet sie auch die Männer ein, die ihr begegnen.
Abschließend kann man nur noch Dr. Gisbert Hammwöhner, den Vorsitzenden der Kulturinitiative zitieren, der die Veranstaltung mit den Worten angekündigt hatte: »Sie werden einen Abend von köstlicher Unterhaltsamkeit und großem künstlerischen Können erleben.« Dem dürften die Zuhörer zustimmen und nichts mehr hinzuzufügen haben.

Artikel vom 03.10.2006