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»Das Wort Gottes zum Klingen bringen«

Bibel im Mittelpunkt des Frauentages des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn


Bad Driburg (WB). »Alle Übersetzungen der Bibel wollen das Wort Gottes zum Klingen bringen. «Pfarrerin Friederike Schmalfuß, Frauenbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, machte die etwa 120 Teilnehmerinnen des Frauentages in Bad Driburg bereits in ihrer Predigt auf die vielfältigen Nüancen des »Wortes Gottes« aufmerksam.
Wie Menschen ihre Erfahrungen mit Gott mitteilen, wie dabei ihre Lebenswelt ihre Sprache bestimmt und was für Fragen bei der Übertragung in andere Sprachen entstehen können, demonstrierte Luise Metzler in ihrem Referat über die »Bibel in gerechter Sprache«. »Unser Ziel ist eine Übersetzung auf der Höhe des derzeitigen Forschungsstandes und in einem Wortlaut, der allgemein verstanden wird«, so die Theologin, die an dem Projekt mitgearbeitet hat. »Gerecht« soll die Übersetzung sein, gerecht im Hinblick auf die Geschlechter und gerecht im Hinblick auf die Darstellung der jüdischen Tradition und Kultur.
Ein hohes Ziel, dessen ist sich Luise Metzler ebenso wie die Herausgeberschaft und der ehrenamtliche Übersetzerstab des Projektes bewusst. »Wir konnten es nicht schaffen, aber wir haben alles daran gesetzt, diesem Anspruch so nahe wie möglich zu kommen«, so die Theologin. Alle Übersetzungen wurden von ausgewiesenen Spezialisten angefertigt, dann zunächst im Team besprochen, schließlich von dritten im Hinblick auf Theologie und Sprache nochmals kontrolliert. Es folgte die Erprobung in der Praxis: Gemeinden aller Konfessionen waren eingeladen, die Übertragungen in ihren Gottesdiensten, Gruppen und Veranstaltungen einzusetzen und ihre Erfahrungen mitzuteilen.
»Eine wörtliche Übersetzung gibt es nicht«, ist Luise Metzler überzeugt. »Übersetzung ist immer Interpretation.« Als Beispiel nannte sie das Elterngebot: Man solle Vater und Mutter »kawot« geben, heiße es im hebräischen Original. Nun bedeute »kabod« aber »Gewicht« ebenso wie »Ehre«, »Respekt« oder »Bedeutung«. »Das Gebot will uns sagen: Gib Deinen Eltern Gewicht, sorge dafür, dass sie etwas auf den Rippen haben und nicht verhungern«, so die Theologin. Zumindest schwinge diese Bedeutung mit. Denn das Gebot stamme aus einer Zeit ohne Sozialversicherung, in der alte Menschen auf die Fürsorge ihrer Angehörigen ganz und gar angewiesen waren.
Pfarrerin Friederike Schmalfuß zeigte in ihrer Predigt noch eine weitere Möglichkeit, die Bibel zu »übersetzen«: „Es ist wichtig, dass wir selbst zur Übersetzerin von Gottes Wort werden«, gab sie den Mitgliedern der Frauenhilfen aus dem Bezirk Höxter mit auf den Weg.

Artikel vom 02.10.2006