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»Fünf vor zwölf« für die Wück-Elf

Fußball-Verbandsliga: VfB Fichte Bielefeld gibt die Tabellenführung »leblos« ab

Von Klaus Pilz
und Harald Schwabe
Enger (HK). Christian Wück, Trainer des Fußball-Verbandsligisten SV Enger-Westerenger, wirkt eher unnahbar. Nach der 0:2-Niederlage gegen Aufsteiger TuS Hiltrup zeigte sich, dass er sensibel ist und mit der bedrohlichen Situation seines Vereins gar nicht gut klar kommt.

Tatsächlich lässt ihn seine Mannschaft ein ums andere Mal im Stich. Taktische Vorgaben werden nicht umgesetzt, spielerisch scheinen in dieser Saison die Möglichkeiten zu fehlen. »Ich muss mir nicht die Mühe machen, wer bei Standards wen zu bewachen hat«, meinte der tief enttäuschte Trainer. »Für uns kommt die zweiwöchige Pause nicht ungelegen. Wir müssen uns darüber unterhalten, dass Fußball nicht nur zum Spaß gespielt wird. Die Aufgaben, die ich den Spielern stelle, müssen erfüllt werden. Vor dem 0:1 verhielt sich mein Team wie ein Hühnerhaufen. Da fehlte jegliche Zuordnung.« Wück rang sichtlich um Fassung, wollte aber auch seine Spieler nicht massiv angreifen. »Der Hiltruper Sieg war verdient, weil wir einmal mehr unfähig waren, unsere Möglichkeiten zu verwerten.« Dann brach der Frust aber doch aus ihm heraus: »Auch wenn das Team völlig verunsichert ist, muss ich ihm vorwerfen, dass es nicht einsieht, in taktische Zwänge gebunden zu sein. Einige meiner Spieler leiden an Selbstüberschätzung. Da werde ich bis zum Wiedenbrück-Spiel durchgreifen und eine andere Mannschaft auf denPlatz schicken.«
Er müsse doch von seinen Akteuren erwarten können, bei Überzahlspiel Tore machen zu können. »Es gilt jetzt, zwei Wochen hart zu arbeiten. Es gibt viel zu tun.«
Hiltrups Coach Michael Evelt legte genüsslich die Hand in Engers Wunden. »Ich bin von uns beiden der glücklichere Trainer«, meinte er. »Ich wusste wohl, dass uns hier eine schwere Aufgabe erwartete, doch wir wollten gewinnen, um den nötigen Abstand nach unten zu halten. Dass es geklappt hat, macht mich superglücklich.«
Für den SVEW ist es bei nur vier Punkten aus acht Partien fünf vor zwölf. Es muss sich dringend etwas ändern, ansonsten geht der Anschluss ans Mittelfeld völlig verloren. Über Hoffnungsträger wie Erdal Celik muss man nicht diskutieren (Wück: »Den habe ich heute nicht wiedererkannt!«), aber die gestandenen Spieler müssen sich hinterfragen. Was Routiniers wie zum Beispiel Kurth, Lucius und Klaßes derzeit abrufen, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Das fußballerische Niveau des Verbandsliga-Spitzenspiels zwischen VfB Fichte Bielefeld und der Spvg. Brakel war nur noch schwerlich zu unterbieten. Fichte gab bei der »Nullnummer« ziemlich leblos die Tabellenspitze ab. Der einzige Held aus der Sicht der Gastgeber war Torwart Yorck Bergenthal, der Bielefeld wenigstens einen Punkt mit tollen Praden rettete. Die Bielefelder Presse berichtete von einem »Grottenkick«. Viele verlorene Zweikämpfe und technische Stockfehler prägten die Partie. Bielefelds sonst so tönender Trainer Sven Moning freute sich nach den Niederlagen in Wiedenbrück und gegen Hiltrup schon über den Punkt, da man die kleine Negativserie gestoppt habe. So bescheiden ist man wieder auf der Rußheide geworden.
Neuer Rangerster ist jetzt der SV Schermbeck, der sich beim 2:0-Sieg gegen SpVgg. Vreden aber schwer tat. Das Gäste-Bollwerk bröckelte erst nach dem Traumtor von Ole Mika, der in der 58. Minute mit einem »Sonntagsschuss« aus 25 Metern erfolgreich war. Das 2:0 erzielte Bayrakter per Foulelfmeter in der 65. Minute.
Auf Platz zwei schoss sich SuS Stadtlohn mit dem 1:0-Erfolg gegen RW Erlinghausen. Kapitän Stefan Busshoff traf in der 44. Minute. Davor und auch in Halbzeit zwei vergab Stadtlohn Chancen über Chancen, so dass Trainer Rob Reekers später seinen Kapitän für seinen vermehrten Haarausfall verantworttlich machte. Bei einem 3:0 wäre Stadtlohn neuer Spitzenreiter geworden. Das kleine Licht bei Preußen Münster II flackert schon wieder schwächer. Nur eine Woche nach dem Erfolg gegen SV Enger-Westerenger wurde in Lünen mit 1:3 verloren. Brösch (3.) und zweimal Kinder (72., 80.) erzielten die Tore für den LSV, für die Preußen traf Aydogdu zum 1:1 in der 22. Minute. Trainer Uwe Hüttemann sprach von einem Rückfall in alte Zeiten.
Borussia Emsdetten kommt nicht von der Stelle. Bei der 0:1-Heimniederlage gegen Westfalia Rhynern waren sich beide Trainer einig, dass der Sieg der Gäste glücklich war. Rhynern hatte nicht eine echte Torchance, aber Silvio Meyer erzielte trotzdem das Tor des Tages in der 51. Minute.
Die Reserve des SC Paderborn blieb in Neuenkirchen harmlos. Beim 0:0 baute man den Gegner nach zuletzt drei Niederlagen in Folge wieder auf, sich selbst aber beim Vormarsch an die Spitze ab.
Im Spitzenspiel zwischen SV Davensberg und SC Wiedenbrück kamen die Gäste zu einem Last-Minute-Remis. Sascha Knezevics Kopfball rettete einen Zähler. Wiedenbrück, nächster Gegner des SV Enger-Westerenger am Freitag, 13. Oktober, liegt als Aufsteiger mit nun 15 Punkten als Siebter haarscharf hinter dem neuen Ersten Schermbeck (17 Punkte). Die Torfolge: 1:0 (3.) Marin, 1:1 (52.) Knezevic, 2:1 (68.) Richter, 2:2 (88.) Knezevic.

Artikel vom 03.10.2006