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Unterzahl bricht das Genick

TuS N-Lübbecke 33:36 bei MT Melsungen - Aus 12:7 wurde ein 12:13

Melsungen (law). 55,9 Prozent Angriffseffektivität, 33 Tore in fremder Halle: Mit solchen Werten sollte normalerweise ein Auswärtsspiel gewonnen werden. Dass der TuS N-Lübbecke am Samstag bei der MT Melsungen in eine 36:33 (16:14)-Niederlage einwilligen musste, lag daran, dass die Mannschaft nach einer 12:7-Führung durch permanente Unterzahlsituationen den Faden verlor und auch in der zweiten Hälfte in einer ähnlichen Phase ebenfalls nicht abgeklärt genug agierte.
Der TuS kam gut ins Spiel und war auf die offensive 4:2-Deckung der Melsunger vorbereitet. Branko Kokir, der auf der Rückraummitte begann, zog geschickt die Fäden und brachte vor allem die rechte Seite gut ins Spiel. Rolf Hermann und Dirk Hartmann trafen beinahe nach Belieben. Und weil auch die 6:0-Deckung mit einem gut aufgelegten Torsten Friedrich stand, konnten die Lübbecker in der 19. Minute mit 12:7 in Führung gehen. Kurz zuvor musste Rolf Hermann einen Schlag von Goran Sprem einstecken, der den Nationalspieler mit Nasenbluten auf die Bank zwang, so dass Sandu Iacob zu seinem zweiten Bundesligaeinsatz kam.
Nach der Fünf-Tore-Führung folgte jedoch der Bruch im Nettelstedter Spiel: Auslöser war eine doppelte Unterzahlsituation. Jakub Szymanski und Sandu Iacob mussten beinahe zeitgleich auf die Strafbank. Die 110 Sekunden mit zwei Spielern mehr auf der Platte nutzten die Gastgeber, um durch Predrag Kontic auf 10:12 zu verkürzen. Zwei weitere Hinausstellungen gegen den TuS und ein sich steigernder Zoran Djordjic sorgten für die Wende: Ivan Brouko und Sead Kurtagic glichen aus, kurze Zeit später sorgte Michael Kraus mit dem 13:12 für die erste Führung der MT, die auch beim 16:14 zur Pause Bestand hatte. »In der doppelten Unterzahl haben wir uns selbst in Not gebracht. Da waren wir einfach nicht clever genug«, analysierte ein sichtlich angefressener Jens Pfänder die Phase zwischen der 19. und 25. Minute. Manager Sigi Roch fügte hinzu: »Wir haben insgesamt zu viele leichte Fehler gemacht.«
Im zweiten Abschnitt glichen Rolf Hermann und Alois Mraz sofort zum 16:16 aus. Bis zum 23:22 (43.) blieb das Spiel offen. Dann erhöhte Linkshänder Andrej Kurtschev mit seinem zweiten Treffer aus dem linken Rückraum innerhalb einer Minute auf 24:22. Nach einer Parade von »Fichte« Friedrich vergab der unglücklich spielende Dragan Sudzum einen Tempogegenstoß gegen Zoran Djordjic. Der auf Melsunger Seite überragende Predrag Kontic sorgte für das 25:22. Nach dem 25:23-Anschluss durch Alois Mraz kassierte Neuzugang Damjan Blecic nach der dritten Hinausstellung die rote Karte. Die zweite Zeitstrafe in der 41. Minute bekam der nur in der Abwehr eingesetzte Serbe von den unsicher wirkenden Schiedsrichtern Wolfgang Heinz und Günter Hock allerdings zu Unrecht aufgebrummt. Der eigentliche »Sünder« Thorir Olafsson blieb ungeschoren. Nun rückte Nico Greiner in die Deckung. Der überzeugende Alois Mraz verkürzte nochmals auf 26:24. Kontic traf zum 27:24. Thorir Olafsson scheiterte mit einem unvorbereiteten Wurfversuch aus dem Stand von Rechtsaußen an Radek Musil und Petr Hruby sorgte mit dem 28:24 per Gegenstoß für die Vorentscheidung. In der folgenden Auszeit stellte Jens Pfänder auf eine 5:1-Deckung um und Birkir Ivar Gudmundsson rückte zwischen die Pfosten. Der Isländer bekam aber keinen Ball zu fassen. Trotz aller Bemühungen schaffte der TuS die Wende nicht mehr.
Kurz vor dem Schlusspfiff noch ein Aufreger: Michael Kraus verwandelte zum 34:29. »Fichte« rastete aus und bekam eine Zweiminutenstrafe. Was war passiert? Der tschechische Rechtsaußen hatte bereits zum vierten Mal in Richtung Kopf des Lübbecker Schlussmanns gezielt und diesen auch zweimal getroffen. Da platzte Friedrich der Kragen. Bei dieser Häufung der (versuchten) Kopftreffer und vor dem Hintergrund, dass Kraus im letzten Aufeinandertreffen beider Mannschaften im Mai nach einem Foul von Daniel Kubes verletzt ausscheiden musste, fällt es schwer, keine Absicht zu unterstellen.
Ein unschönes Ende einer für die Zuschauer unterhaltsamen Partie, die taktisch über weite Phasen ein hohes Niveau hatte.

Artikel vom 02.10.2006