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Biogas ist keine
»anrüchige« Sache

FDP besichtigt Buschmeier-Anlage

Vlotho/Kalletal (VZ). In Ostwestfalen-Lippe sind 53 Biogas-Anlagen in Betrieb, weitere 13 Anlagen werden derzeit gebaut oder geplant. Die FDP-Kreistagsfraktion und die Fraktion der Liberalen im Vlothoer Stadtrat informierten sich bei Landwirt Gustav Buschmeier (Kalletal), der mit seiner Anlage seit Dezember 2005 am Netz ist.

»Wir wollten uns informieren und Sachargumente sammeln«, begründete der FDP-Chef im Kreistag, Stephen Paul, den Ortstermin. Bemerkenswert sei auch, dass ein Landwirt neben der klassischen Schweinemast auf ein höchst »innovatives Projekt« gesetzt habe.
Gustav Buschmeier erläuterte den Besuchern, dass in seiner eine Million Euro teuren Anlage vornehmlich Mais als die führende Energiepflanze verarbeitet wird. Auch andere Pflanzen wie Roggen würden in geringen Mengen verarbeitet. Mit dem Biogas wird nach Angaben des Landwirts eine Strommenge von 2,8 Megawatt pro Jahr erzeugt.
Der Strom wird in das Netz der E.ON-AG eingespeist und entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von etwa 600 Haushalten. Zusätzlich fällt bei der Stromerzeugung noch genügend Wärme an, um das von Ulrike Buschmeier betriebene 50-Betten-Hotel und die landwirtschaftlichen Stallungen zu beheizen.
Bisher verlaufe die Produktion von Biogas problemlos und »ohne Beanstandungen«, berichtete Gustav Buschmeier und verwies auf die Logistik und das Transportaufkommen: Eine Anlage von 350 Kilowatt Leistung brauche heute 10 000 Tonnen Biomasse. Das entspreche 500 Fuhren mit einem Zwanzigtonner.
Diese Fahrzeugbewegungen seien mit denen der klassischen Landwirtschaft durchaus vergleichbar, bestätigte die Exteraner Landfrau und FDP-Ortsvorsitzende Marlene Ortmann. Laut Landwirt Buschmeier würden die Anbauflächen auch ohne Biogas-Anlage bewirtschaftet. »Und die Gülle fällt in der Viehhaltung ohnehin an.«
Die Besucher waren tief beeindruckt von der Besichtigung vor Ort. Die Vlothoer Ratsmitglieder Artur Linnenbröker und Siegfried Mühlenweg sprachen sich mit Blick auf viel diskutierte Baupläne in Exter dafür aus, weniger zu spekulieren und zu polemisieren. Besser sei es, die Fakten sprechen zu lassen und auf das »Pro und Contra« von Biogas-Anlagen sachlich einzugehen. Die technologischen Bedingungen hätten sich in den letzten Jahren spürbar verbessert, an der Einhaltung von Sicherheitsvorschriften gebe es keinen Zweifel. Für Mühlenweg ist Biogas jedenfalls keine »anrüchige Sache«.
Mittelfristig sehen Fachleute in einzelnen Regionen des Landes die Möglichkeit, bis zu 20 Prozent der benötigten Energie aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse zu erhalten. Die größten Zuwächse werden den Angaben zufolge dabei bei der Energie aus Biomasse gesehen.

Artikel vom 02.10.2006