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Übernachtung im Heu
weckt Erinnerungen

Gerhard Handirk betreibt ein ungewöhnliches Hotel

Von Birte Penshorn (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Vlotho-Uffeln (VZ). Für viele Besucher duftet das Hotel von Gerhard Handirk nach Heimat und Kindheit. Denn der Uffelner bietet seinen Gästen ein besonderes Erlebnis: Übernachten auf einem Bett aus Stroh und Heu.

»Ältere Gäste kommen bei einer Übernachtung im Heu ins Schwärmen und erinnern sich an ihre Kindheit auf dem Bauernhof«, verrät der Uffelner. So hätte er in der vergangenen Woche Besuch von einer Familie gehabt. Und hier wäre nicht der Sohn die treibende Kraft gewesen. »Es waren die Eltern, die unbedingt einmal im Heu übernachten wollten«, erinnert sich der Besitzer des Hotels an der Rintelner Straße.
Ein angenehmer, würziger Duft weht Besuchern beim Betreten des umgebauten Bodens, auf dem früher Stroh gelagert wurde, entgegen. Aufgeteilt in drei verschiedene Bereiche, bietet er jetzt mehreren Übernachtungsgästen gleichzeitig Platz. Als Grundlage für das »Bett« dient Stroh, darüber ist eine Schicht aus Heu ausgebreitet. Mitgebracht werden muss allerdings ein Schlafsack.
Vor etwa einem Jahr hat Gerhard Handirk sein Heu-Hotel eröffnet. Da hatte er bereits eine Menge Arbeit hinter sich: »Ich habe den Dachboden größtenteils alleine umgebaut. Fast ein Jahr lang habe ich daran gesessen.« Die Idee dazu hatte er während eines Urlaubs. »Wir waren hinter Grohnde, also in der Nähe von Hameln unterwegs. Dort gab es bereits ein Heu-Hotel.« Ursprünglich sollte seine urbane Übernachtungsmöglichkeit als günstige Alternative zu einem üblichen Hotelzimmer angeboten werden. Denn die Familie betreibt auf dem Gelände noch ein normales Hotel. Doch bald nutzten neben den Touristen der Weser-Rad-Route auch Familien, ältere Ehepaare und Schulklassen das Angebot. »Ich hatte sogar einmal eine Runde älterer Herren zu Gast, die in Marokko eine Näherei besaßen und sich also eine weitaus teurere Übernachtungsmöglichkeit hätten leisten können. Doch auch sie waren von dem Heu-Hotel völlig begeistert«, freut sich Gerhard Handirk.
Auch »Dauerkunden« hat das Hotel bereits - und zwar die eigene Tochter nebst Verwandtschaft und Freundinnen. Denn die schlafen lieber im Stroh als in ihrem eigenen Bett im Haus. »Es gefällt mit hier richtig gut«, meint Nora Louisa Burg. »Deshalb werden hier auch die Kindergeburtstage mit Übernachtung gefeiert«, erzählt der Vater.
Einzig der natürliche »Wecker« könnte für einige Gäste ungewohnt sein. »Wir haben sieben Schwalbenpaare in dem Stall, der unter dem Dachboden liegt. Und im Sommer sind diese nun einmal schon sehr früh unterwegs«, erklärt Gerhard Handirk lächelnd.

Artikel vom 03.10.2006