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Stemmer zerschellt an Stahlwand

Sieg macht dem TV Verl wieder Hoffnung - Abwehr nach der Pause in Topform

Von Uwe Caspar
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Freude, Erleichterung und wieder neue Hoffnung: Handball-Verbandsligist TV Verl zwang den bisherigen Spitzenreiter HSG Stemmer/Friedewalde dank einer tollen Leistungssteigerung nach der Pause überraschend deutlich mit 33:28 (16:16) in die Knie. »Heute haben wir gezeigt, dass wir es doch noch können«, stellte anschließend Routinier Olaf Voss mit Genugtuung fest.

Der Schlüssel zum Erfolg war eine taktische Umstellung, wenngleich die doppelte Manndeckung in der ersten Halbzeit (für die wurfgewaltigen Aaron Ziercke und Dominic Westermann) keineswegs floppte. Doch besser lief es mit der 5:1/6:0-Deckung: Da baute sich vor den hilflos anrennenden Gästen eine Mauer von groß gewachsenen und kräftig gebauten Akteuren auf, die jetzt die meisten Attacken abblockte.
Der TVV wie ein kaum zu knackendes Bollwerk. Auch deshalb, weil Freier und Co. aggressiv zur Sache gingen. Hart, aber noch vertretbar! Das bekam der frühere Bundesliga-Star Ziercke ebenfalls zu spüren, der im zweiten Durchgang von Jasmin Gojacic hauteng gedeckt und abgemeldet wurde. An seinen Vorderleuten, die den zweiten Durchgang fast komplett durchackerten, richtete sich auch Keeper Norman Kern auf, der vor dem Seitenwechsel nicht allzu viele Bälle zu packen bekam.
Letztendlich zerschellte Stemmer an der Verler Stahlwand, derweil der TVV selbst einen mächtigen Zwischenspurt einlegte: Von 16:17 auf 22:17 - das war bereits die Vorentscheidung. Von dem Vorsprung, der zwischenzeitlich auf sechs Tore anwuchs (30:24), zehrten die kampfstarken Hausherren bis zum Abpfiff. Für die Mindener, die die erste Schlappe kassierten, ein bitteres Ende.
»Die gute Leistung der zweiten 30 Minuten müssen wir unbedingt in die nächsten Partien rübernehmen. Dann ist mir nicht mehr bange«, hofft Olaf Voss auf mehr Konstanz seiner Mannschaft, die sich zumindest in der Hinrunde keinen weiteren Ausrutscher erlauben darf. Jens Freier fiel am Samstag gegen 20.30 Uhr ein ganz dicker Brocken vom Herzen. Denn vor dem Anwurf hatte der Trainer noch ein mulmiges Gefühl, weil es in der Kabine sehr still war. »Man spürte förmlich die Angst der Jungs vor einer weiteren Niederlage«, berichtete Freier.
Um so erleichterter zeigte sich »Howie« nach der Wiedergutmachung für die Pleite von Loxten. »Ich habe die ganze Woche über in München wie auf heißen Kohlen gesessen«, musste sich das Team auf die Stemmer-Begegnung ohne ihren Coach vorbereiten. Norman Kern leitete die Übungseinheiten - in fast täglicher Absprache mit Freier. »Meine Telefonrechnung wird diesmal sehr hoch ausfallen«, schmunzelte »Howie«, der aus beruflichen Gründen in der Bayern-Metropole weilte.
Über den Sieg freute sich auch Torben Gottsleben riesig (»Super!«) - der Kreisläufer präsentierte sich formverbessert. »Doch bei 100 Prozent bin ich noch nicht«, sieht »Torgo« sein Leistungspotenzial längst nicht ausgereizt.
TV Verl: Kern/Bunte - Winkler (3), Kasch, Freier (1), Gottsleben (5), Voss (3), Gojacic (6), Diekmann, Messling (14/4), Stein (1).

Artikel vom 02.10.2006